Dienstag, 2. Januar 2018

Artikel aus Jahrbuch 2018 Kreis Euskirchen

Beitrag aus Jahrbuch Kreis Euskirchen 2018

Technische Anlagen und Arbeitsabläufe der ehemaligen Bleierzgruben Glückstal und Klappertshardt in der Mutscheid

Edgar Fass

Der historische Erzbergbau der beiden Verbundbergwerke bei Willerscheid und Hummerzheim, zwei kleinen Dörfern der früher selbständigen Gemeinde Mutscheid, seit 1969 eingemeindet zur Stadt Stadt Bad Münstereifel, ist hinsichtlich der Historie bereits mehrfach und hinreichend beschrieben( 1),so dass sich dieser Beitrag im wesentlichen auf Beschreibung der technischen Anlagen von über bzw. unter Tage und die Geräte und Maschinen sowie  beschränkt.
Zur Historie des Bergwerks Grube Glückstal sollen jedoch zwei Quellen zum Anfang der bergbaulichen Tätigkeit nicht unerwähnt bleiben.Eine Urkunde von 1539 nimmt mit folgenden Worten Bezug auf die Anfänge des damaligen Bergbaus(Auszug): Der Kölner Erzbischof Hermann V.verpfändet mit Genehmigung des Domkapitels die beiden aus 15 Dörfern bestehenden Kirchspiele Mutscheid und Rupperath für 2000 Goldgülden  an einen Diedrich von Orsbeck". In dieser Verpfändungsurkunde wird das damals im Entstehen begriffene Bergwerk zu Mutscheid ausdrücklich von der Verpfändung ausgeschlossen.Die Urkunde wird bei Bärsch in der Eiflia illustrata erwähnt. (2) In zwei Verkaufsurkunden des Elberfelder Schichtmeisters Tilman Haecke an Hermann Pentlinck zu Hilbeck über die Veräußerung verschiedener Bergwerksstämme aus den Jahren 1584 und 1578 wird der Kupffer-und bleibergh bei Münstereiffel im ambt Muxschit erwähnt. (3)
Die Stillegung des Verbundbergwerkes Klappertshardt als letztem Teil des einheimischen Bergbaus erfolgte am 31.12.1941. Der Abbau aller wiederverwertbaren Einrichtungen unter

Hardtbrücke mit Schmelz-Hintergrund Schornstein Grube Glückstal


und über Tage, ihr zeitraubender Abtransport sowie Sicherungs- und Aufräumarbeiten konnten erst am 31.März 1943 abgeschlossen werden.(4)
Technische Anlagen von der ehemaligen Grube Glückstal bei Willerscheid
Die Tagesanlagen von der Grube Glückstal existieren heute mit Ausnahme des unter Denkmalschutz stehenden Maschinenhauses  am Ortsrand von Willerscheid und der sogenannten Schmelz bei Hardtbrücke nicht mehr.Daher war es wichtig, die Beschreibung der Grubenanlagen und die Funktionen der einzelnen Bereiche anhand der Erinnerungen von Zeitzeugen festzuhalten. (5 )Die Anlagen standen bereits zur Zeit der Erzförderung über dem Friedrich-Wilhelm-Schacht mit dem Robertstollen,also um das Jahr 1843. Später kamen noch der Heleneschacht,der Theodorschacht und der Schacht Gute Hoffnung hinzu,Der Christianschacht schließlich diente als Luftschacht.Die größte Teufe erreichte der Theodor-Schacht mit 147 m.Als damalige Gebäude der Tagesanlagen sind neben dem Kesselhaus das Schachtgebäude,das Steigerhaus mit Räume für die Steiger, einem Büro und dem Mannschaftsraum für die Bergleute,die Aufbereitungsanlage, ein Kamin aus Ziegelsteinen und ein in der Erde eingelassener Wasserbehälter zu erwähnen.

Kesselhaus

Im Leerraum räumten die Heizer die ausgebrannte Kohlenasche und Schlacke weg. Unter dem Boden verlief ein begehbarer Tunnel bis unter den Kessel, von wo aus einer Öffnung von den Arbeitern mit einem Schieber die Schlacke und Asche weggeräumt wurde. Die gemauerte Öffnung maß 1,50 m zu 1,50 m. Darüber stand der Wassertender mit einem Inhalt von 50 cbm. Vom Theodorschacht führten Rohre zum Maschinenhaus. Die Wasserleitung ging dann weiter in den Tender. Dampfleitungen verliefen bis zu den Kompressoren, welche die Fördermaschine antrieben.

Maschinenhaus

Dieses rechteckige, mit Grauwackesteinen gemauerte Haus steht als einzig erhaltenes Gebäude des Bergwerks jetzt unter Denkmalschutz. Die Ecken und die Fensterrahmen sind ziegelsteingemauert. Die Längsseite des Gebäudes beträgt in etwa 10 m,während das unterhalb davon errichtete Kesselhaus eine Länge von ungefähr 16 m aufwies. Letzterem fehlte jedoch das Dach.Daran erinnerte sich noch der Zeitzeuge und einstige Bewohner des zum Wohnhaus umgebauten Maschinenhauses. Er nahm auch an, dass die fehlende Bedachung in den 20er-Jahren hier demontiert und anlässlich des Aufbaus der Anlagen der Zinkerz-Grube Hürnigskopf Verwendung fand. Die im vormaligen Maschinenhaus verbauten Balken maßen an den Kanten 20 cm Höhe und in der Breite 8-10 cm. Es standen jeweils zwei Balken zusammen.Das Kesselhausgebäude übertraf das Maschinenhaus an Länge und Breite und verfügte über drei Dachstützen. Die im vormaligen Maschinenhaus, seinem späteren Elternhaus,verwendeten Deckenbalken aus Fichtenholz, ingesamt sechs an der Zahl, maßen im Durchmesser 30-32 cm. Das Gebäude war mit einem Giebel unterteilt. Die Wand zwischen Kesselhaus und Maschinenhaus verstärkte ein zusätzlicher Giebel. Die Deckenlast trugen sechs massive Balken. Auf ihnen lastete außerdem das Gewicht der Seilscheiben. Es fehlten hier die Schrägstützen. Mithin muss die Fördermaschine in der Nähe gestanden haben,denn diese benötigte eine gute Verankerung,damit das Gewicht sie nicht nach oben drückte. Der Fußboden bestand aus Eichenholzbohlen, jeweils Vierkantbalken von 18 cm Höhe und 10 cm Breite.Die Zwischenräume verbanden Holzscheite, sogenannte "Stölche".

Förderhaus

Schräg verankerte Stützen sorgten für zusätzlichen Halt. Der Förderturm erreichte bis zur Dachhöhe ungefähr 15 m.Dort lief die Seilscheibe für den Zug der Förderkörbe.Eine Fahnenstange überragte das Dach des Förderturms; beflaggt bei Grubenunglücken oder an dem Geburtstag des Kaisers. Die Wände des Förderhauses waren mit rechtwinkligen und an einrt Ecke abgeschrägten Kalkplatten verbaut. Die Fächer dazwischen bestanden aus Ziegelsteinmauerwerk. Das Gebäude kam auf eine Mauerhöhe von 6 m und zusätzlich 1,50 m für das Dach.
Förderhaus u. Förderturm Grube Klappertshardt

Einen Spann hielten jeweils zwei Stahlbolzen an den Seiten zusammen. Die Wände waren in zehn Felder mit jeweils einem Meter und die Seitenwände mit sieben Felder unterteilt.Als Rahmen für die Felder dienten T-Träger mit Winkeleisen an den Ecken. Zusätzlich verstärkten U-Eisen die vier Ecken.Darin waren die 14er-Träger T-Träger verankert;mithin sechzehn Stück. Das Material des Daches bestand aus vorne gerundeten Wellblechen.In der Mitte verblieb eine 2,5x 4 m große Öffnung für die Konstruktion des Förderturms. Die Stützpfeiler des Förderturms standen weit aus der Ecke und nicht, wie in der Zeichnung wiedergegeben, direkt an der Schachtecke.Nachder Überlieferung des Vaters von Herrn Johann Becker reichte die Schachtvermauerung bis in 13 m Tiefe.

Steigerhaus

Dieses hatte man seiner Funktion entsprechend in zwei Hälften eingeteilt mit zwei separaren Eingängen. Der südliche Teil mit zwei Zimmern pro Etage diente als Steigerwohnung und Büroraum,während der nördliche Trakt als Mannschaftsraum der Belegschaft des Bergwerks zur Verfügung stand.Das obere Stockwerk war ebenso in vier Zimmer unterteilt. Die Füllung der Zwischenräume des in Fachwerkweise errichteten Gebäudes bestand aus Kalkschwemm-bzw. Bimssteinen.Am Treppenaufgang befand sich eine große Diele.An den Giebelwänden schlossen sich zwei Zimmer mit graden Wänden an.Die Ecken an den Schrägwänden dienten als Abstellraum.Nach Inbetriebnahme der Grube Klappertshardt bei Humnmerzheim zogen die dort tätigen Steiger in diese Wohnungen.

Aufbereitungsanlage

Die fahrfähige Dampfmaschine als Lokomobil mit vier Rädern war im Glückstal fest installiert. Ein 20 m hoher Stahlblechkamin mit einem Durchmesser von 80 cm sorgte für den Abzug der Dämpfe. Drei am oberen Rohrende befestigte Stahltrosse gaben der Konstruktion zusätzlichen Halt.Die Dampfmaschine trieb ein großes Schwungrad von vielleicht 2 m Durchmesser mit einer rückseitigen Riemscheibe an. Sie übertrug die Antriebskraft auf große Treibriemen.Sieliefen über zwei große Transmissionen.Diese trieben die Maschinen mit Hilfe von Wellen von etwa 10 cm Durchmesser an.Als Gußlager dienten Messingschalen. Die beiden Lager setzten die Mahlwerke in Bewegung. Das Bächewerk bestand aus sogenannten Elevatoren mit einem großen Kettenlaufwerk.Sie verfügten über breite Zacken und verursachten bei ihrem Lauf ein "riesiges Geklapper". Im Abstand von einem Meter reihten sich die "Bäche"mit einem Fassungsvermögen von etwa 30 Liter an. Sie gingen bis in die Spitze der Aufbereitungsanlage,die eine geschätzte Höhe von 10 m erreichte. Kurz vor Erreichen der Spitze kippten die´ Bäche genannten Behälter den Inhalt aus. Über Rutschen lief dieser in zylindrische Trommelsiebe.Die äußeren Bleche hatten feste Wände, während die Innenbleche Löcher aufwiesen. Das durch die Löcher geschwemmte zerkleinerte Material lief weiter in zwei Kästen für unterschiedlich große Partikel. Der Umfang dieser Siebkästen  maß etwa 2,50 m x 3 m x 2,50 m.
Ehem. Zechen- und Steigerhaus Grube Glückstal


Die in den Trommelsieben haften gebliebenen Partikel durchliefen nochmals die Mahlwerke und nahmen erneut am Mahlprozess teil.Anschliessend gelangten sie mit Hilfe von Wasserspülung auf Waschtische von 5-6 m Breite. Deren äussere Begrenzung bestand aus einem Stahlblechrahmen,die an den  Rändern etwa 10 cm überstanden. Bei dem Spülvorgang blieb schliesslich das schwere Bleikonzentrat zurück.Das Auswaschen des Erzes im Wasser im unteren Bereich des Betonbeckens funktionierte wie bei einer Drehscheibe, dabei wurde der nicht erzhaltige und gewichtmäßig leichtere Gesteinsschlamm weggeschwemmt. In der Mitte verlief ein ebenfalls betonierter Graben. Das Wasser gelangte über diesen weiter in den großen Klärteich. Unterhalb der Aufbereitung lagerte sich der Bleischlamm in dem Klärbecken ab. Mit Hilfe rundstieliger dreieckiger Hacken konnten Arbeiter das Bleikonzentrat zusammenkratzen. Sie  verfüllten es im noch nassen Zustand in kleine Säcke mit jeweil 1 Zentner Gewicht und ließen diese zum Trocknen stehen. Der Überlieferung zufolge schleppten junge Männer, da der einzige Fahrweg Richtung Ahr wegen des schlechten Zustandes für Fuhrwerke nicht mehr passierbar war, diese mit Bleikonzentrat gefüllten Säcke zu Fuß bis zur Bahnstation in Schuld an der Ahr. Ein zusätzliches, mit Ziegelsteinen gemauertes Wasserbassin diente als Notreserve bei Wasserknappheit. Der Abriss der Aufbereitungsanlage erfolgte im Jahre 1923. Sie fand Wiederverwendung in der Aufbereitung der Bleibbergwerke von Mechernich.

Wassergewinnung für die Dampferzeugung

Das Wasser für die Aufbereitung leitete man unterirdisch durch Rohre von dem etwa 100 m nordöstlicher Richtung gelegenen Stauweiher in einen Behälter unterhalb vom Steigerhaus. Er erhielt ausserdem Zulauf durch das aus dem Schacht geleitete Grubenwasser. In 40 Meter Schachttiefe nahm ein Tender Wasser auf, wenn die Kessel an der Oberfläche gefüllt waren. Die Umschaltung über die Rohrleitung regelte ein Überlaufventil. Der betonierte Wasserbehälter kam auf eine Tiefe von zwei Meter. Die Betonwände erkennt man bis heute im Grasboden der planierten Haldenfläche im Glückstal.Vor allem in trockenen Sommern zeichnen sich die Umrisse im Boden ab. Vom etwa fünf Meter breiten Wasserbehälter führte eine Rohrleitung bis in die Böschung der Aufbereitungsanlage. Die Rohrleitung endete in einem Kniestück, das in einer Höhe von etwa einem Meter aus dem Boden ragte.

Die Schmelz

Die Anlagen der eigentlichen Schmelz sind bereits seit längerem nicht mehr vorhanden. Erhalten blieb das Gebäude an der Chaussee bei Hardtbrücke, das einst als Unterkunft für die Arbeiter der Bleischmelze diente.Es wird heutzutage von einer Familie Burggraf als Wohnhaus genutzt. Ein genaues Alter des Gebäudes ist nicht bekannt.Die Anfänge der Betriebszeit gehen bis ins 15/16 Jahrhundert zurück.Die Hütte Glücksthal arbeitete nachweislich ab 1805 und verarbeitete zusätzlich auch die Erze der Gruben aus dem nahen Sahrbachtal. Die Konzession der Hütte Glücksthal wurde von dem Königlich Preußischen Bergamt zu Düren jedoch 1854 aufgehoben, nachdem sie schon seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb war (Bergamt Düren Nr. 409)(6).

Transportwege der Grube 

Eine Feldbahn transportierte die für die Kesselbefeuerung benötigte Kohle. Aufgrund der steilen Hanglage musste man mit Hilfe einer Haspel die schweren Kohleloren bergauf ziehen. Die Zufahrt zur Grube verlief oberhalb des Berghang über eine aus Balken gezimmerte Bühne. Das im Theodorschacht geförderte erzhaltige Gestein wurde aus dem Stollen hier angeliefert.An dem Zugang dorthin befand sich eine Drehscheibe. An einer Verbreiterung des Stollens untertage,im Sprachgebrauch der Bergleute Bahnhof genannt, sorgte nach Bedarf eine Weiche für die gewünschte Fahrtrichtung der Feldbahn mit den Loren.Die Böschung mit steilem Gefälle wurde abgeschrägt. An der Aufbereitungsanlageverlief die Zufahrt für das Mahlwerk. Ein Schienenstrang führte zur Zimmerei. Für die Richtungsänderung sorgte eine weitere Drehscheibe, wodurch auch die mit Grubenholz beladenen Loren zum Schacht gelangten.

Trinkwasserversorgung

Drei Brunnen im Glückstal versorgten die Bergleute und die Anwohner mit Trinkwasser.

Signalgebung

Am Theodorschacht der Grube Glückstal gaben drei Anschläger die Signale für die Beförderung akustisch weiter. Einer der Signalgeber stand oben auf der Hängebank, ein weiterer in 40 m Tiefe, wenn eine Förderung stattfand und einer auf der tiefsten Sohle der Grube. Die Signalgebung ging wie folgt vonstatten:Das Ziehen eines Seiles, an dessen oberen Ende sich eine Halbschale, ähnlich einer Glocke, mit 20-25 cm Durchmesser aus Eisen oder Gussmaterial befand, bewirkte ein Anschlagen des an einem Stahlseil befestigten Hammers gegen dieselbe. Ein Schlag bedeutete für den Maschinisten Halt, zwei Aufziehen und drei Sinken des Förderkorbs. In der späteren Grube Klappertshardt in Hummerzheim blieb der obere Anschläger über Tag und der untertage mit einfahrende Anschläger half beim Beladen der schweren  Eichenholzstempel von der Zimmerei zum Förderkorb. Auf der Grube Glückstal reichten noch einstöckige Förderkörbe aus.

Einstellung des Grubenbetriebs

Nach dem Tode des Hauptaktionärs im Jahre 1903 stellte die Gewerkschaft Libussa bereits 1904 den Grubenbetrieb ein.Nach dem Verbrauch der letzten Kohlereserven standen buchstäblich alle Räder still. Die mündliche Überlieferung des Zeitzeugen berichtet,dass damals die letzten Bergleute von untertage auf der 147 m-Sohle sogar über die Fahrten(Leitern) im Schacht nach oben klettern mussten.
Bergehalde in Hummerzheim - Grube Klappertshardt

Auf die ausstehenden Lohnzahlungen warteten sie noch ein halbes Jahr bis zum September des Jahres. Danach gab es noch weitere Bemühungen für die Fortsetzung des Bergbaus,die aber letztendlich erfolglos blieben.

Demontage der Tagesanlagen

Der Abriss der Kessel erfolgte 1924, der des Kamins 1926 und die Demontage der Geräte, Maschinen,Fördermaschine und Kompressoren im Jahre 1929. Der Förderturm stand noch bis kurz nach dem 2. Weltkrieg Anfang der 50er-Jahre. Ein Käufer ließ ihn abreissen, da man die Träger als begehrten Rohstoff für den Wiederaufbau brauchte. Das Oberteil des Förderhauses mit dem Wellblechdach fand auf einer Weide bei Soller, Gemarkung Lausnück,  als Viehunterstand Verwendung.

Technische Anlagen der ehemaligen Grube Klappertshardt bei Hummerzheim und Arbeitsabläufe

Die Tagesablagen: Das große Ziegelsteingebäude, jetzt als Wohnhaus im Besitz der Familie Brauer, diente sowohl als Bürohaus als auch als Materiallager und Aufenthaltsraum für die Bergleute. Auf der Innenseite Richtung Schacht gelangte man vom Büro aus in einen kleineren Raum. Darin befand sich ein Magazin für Kleinteile u.a.wie Nägel, Schrauben und Ersatzteile für Bohrmaschinen, Bohrhämmer oder Preßlufthämmer ,dieses und jenes. Daran schloss sich die Waschkaue an. In einer Ecke neben dem Magazin war die Duschbrause installiert. An vier Balken wurden von jeder Seite die Kleidungsstücke hochgezogen. An jeder Seite standen jeweils vier Bänke, also insgesamt acht. An den vier Balken befestigten die Bergleute ihre Kleidungsstücke an Haken. In ein Vierkantblech konnten sie die Seife legen. An vier Haken hängten sie die Handtücher. Nach dem Hochziehen der Kleidungsstücke  ließ sich der Balken durch ein Vorhängeschloss sichern, so dass die Ketter darunter fest saß. Sie erreichte eine Länge von 5 m. Büro, Werkzeugmagazin, Waschkaue und Duschbrause befanden sich nebeneinander auf einer Etage. Oberhalb des Hauptgebäudes  stand eine Baracke mit dem Steigerraum. Hier hielten sich die Steiger auf, denen die Leitung und Verantwortung für den Betrieb des Bergwerks übertragen war. Ihnen unterstanden auch die Erzverlader an der Rampe. Ein Teil der Baracke war als Zimmerei  eingerichtet. Das Verladen des Bleierzes, untergeordnet auch Kupfermineralien und von der dritten Sohle auch Zinkerz besorgten 6 oder 7 Personen unter Anleitung eines Steigers.Im Winter waren diese Männer froh, die beheizte "Zimmermannsbude" in den Pausen aufsuchen zu können, In der Schreinerei  arbeiteten vier bis fünf Mann unter Leitung des Schreinermeisters Thomas Lessenich von Effelsberg.Unterhalb des Büroraums befand sich der Sanitätsraum. Gegenüber dem Hauptgebäude arbeitete in einer rechteckigen Halle in dem vorderen Teil die Schmiede.
Alte Schmiede - Grube Glückstal

Daran schloss sich ein Raum zum Abstellen fertig geschmiedeter oder reparierte Teile (Werkzeuge) an.Am zweiten Fenster der Halle stand,ziemlich rückversetzt und vor einem zwei Meter breiten Gang, die Fördermaschine. Auf einer Trommel von 2,50 m Durchmesser lag das Seil bis zu einer Dicke von 2 m drauf. Die Trommel  wies auf der Umrandung Markierungen mit den einzelnen Sohlen auf. Mit Hilfe eines Pfeiles konnte der Maschinist genau den Stand und die Höhe des Förderkorbes im Schacht ablesen.Je nach unterschiedlichem Gewicht der Wagen, zum Beispiel bei einem "Bergewagen"(einer mit Erz beladenen Lore), sackte der Korb entsprechend tiefer.Dann musste der Maschinist zum Ausgleich ein paar Zentimeter regulieren.In dem Maschinenhaus liefen die Trommeln gegenseitig.Sie bewegten sich entgegengesetzt, je nachdem ob sich ein Förderkorb unten im Schacht oder über Tag befand.Am hinteren Ende der Halle war der Kompressorraum untergebracht. Anfänglich genügte ein kleiner Kompressor. Später erweiterte man den Raum durch einen Anbau,um einen Dingler-Kompressor unterzubringen.Dieser arbeitete ähnlich wie eine Lokomotive mit Hilfe eines Zylinders. Der Zylinder maß eine Länge von zwei Meter.Davon erreichte ein Teilstück von einem Meter einen Durchmesser von 20 cm, während sich das Verbindungsteil auf 10 cm Durchmesser verringerte.

Förderkörbe

Während man auf der Grube Glückstal noch mit einstöckigen Förderkörben auskam, kamen auf der Grube Klappertshardt bereits zweistöckige Körbe zum Einsatz.Eine Fangvorrichtung bewirkte, dass automatisch, wenn ein Förderkorb hoch ging, zum Beispiel bei einem Bedienungsfehler des Maschinisten,der andere entsprechend zu tief aufsetzte. Trat dieser Vorfall ein, wurden dicke Eisenplatten mit unten abgeschrägter Ecke beim Überschreiten einer Markierung des zu hoch gestiegenen Förderkorbs nach oben gestoßen, so dass sich der Betrieb sofort abschaltete. Der zweite Korb sackte entgegengesetzt tiefer in den Bereich des sogenannten Schachtsumpfes, wo sich das Grubenwasser sammelte.

Förderturm

Der Förderturm der Grube Klappertshardt bestand aus einer Eisenkonstruktion und erreichte eine Höhe von ca. 20 m.

Erzverladung

Von der Erzlagerhalle führten Schienen bergab bis zur Verladerampe an der Straße. Zum Ziehen der Loren benutze man eine Haspel. Vor der Verladerampe befand sich eine Drehplatte.Die Verladerampe war so gebaut, dass ein LKW mit der Seite einer Ladefläche darunter fahren konnte. Die Erzverlader zogen dann die Bohlen hoch und kratzen das Erz herunter.

Stollenteufen und Schächte

Oberste Teufe war 60 m, es folgten Sohle zwei mit 90 m,die dritte mit 140 m und die vierte Sohle mit 200 m.Die 60m bzw. die 90 m-Sohlen waren am ergiebigsten. Die Wände des Paulaschachtes verstärkte Stahlbeton bis in einer Tiefe von 12 m. Über dem alten Schacht aus früherer Tätigkeit stand zum Schutz eine Baracke, die bereits Anfang der 20er-Jahre in sich zusammenfiel.
Das Sprengstoffmagazin
Dieses wurde nach der Stillegung der 140 m-Sohle dort in 150 m Entfernung zum Schacht eingerichtet. Hierfür baute man im Stollen einen Bunker.Die Munitionsausgabe oblag einem Fahrsteiger oder Hilfssteiger. Nur er durfte die Bunkertür aufschließen. Er führte auch über die Menge der ausgegebenen Munition Buch. Der Sprengstoff lagerte in Blechkisten mit jeweils drei Packungen Patronen und einer Packung Zünder. Es handelte sich zum Teil um elektrische Zünder und teilweise auch um Zündschnur-Zünder. Mittags nach Schichtende mußte der übrig gebliebene Sprengstoff eingetragen werden mit dem Vermerk, welche Menge verbraucht und wieviel Patronen noch übrig  blieben. Die Sprengungen führte die Nachtschicht immer morgens um halb sechs Uhr durch.

Ladevorgang der elektrischen Batterien für die Zugmaschine

Der ehemalige Stall des Grubenpferdes untertage diente später als Maschinenraum für die elektrische Zugmaschine. Hier wurden auch die häufig notwendigen Ladevorgänge der Batterien vorgenommen. Die Grubenlok arbeitete mit Hilfe von zwei Batterien, die eine Länge von 1,20 m, Breite von 70 cm und Höhe von 60 cm aufwiesen.Diese wurden mittels Kurbel von einer Maschine gedreht, an deren Kolben sich zwei Stecker befanden. Das Drehen des Sockels bewirkte, dass die Batterien rübergestülpt wurden. Dann schloss man sie an. Nach dem Aufladen wurde die Maschine per Hand um zwei Meter verschoben und die nächste Batterie aufgesetzt.Dieser Vorgang wiederholte sich täglich um halb elf morgens.

Die Arbeitsweise des Dingler-Kompressors

In dem Zylinder desselben befanden sich am oberen und unteren Teil Öffnungen zum Ansaugen der Luft. Mit Hilfe des zurück laufenden Kolbens wurde die Luft in das Innere des Zylinders hereingepresst.Am Schacht standen zwei Pressluftbehälter. Sie erreichten nicht das Volumen dessen von der Grube Glückstal im benachbarten Willerscheid. Dafür verfügte die Grube Klappertshardt über zwei Kessel. Nach dem Auffüllen des Kessels vernahm man akustisch,wie der Kompressor noch 2-3 Schläge machte,vergleichbar mit Hammerschlägen auf einen Eisenkessel. Der Dingler-Kompressor wurde 1934 an der Giebelseite der großen Halle am Trafo-Häuschen installiert. Dieser war insbesondere für den Ausbau der bis zum früheren Bergwerk Glückstal gehenden 200m-Sohle erforderlich. Für den Einbau des Dingler-Kompressors erweiterte man den Trafo zusätzlich um einen auf insgesamt drei Trafos.

Stollen und Aufhaue der Grube

Für die Belüftung bzw. Wetterführung sorgten sogenannte Aufhaue. Sie führten Frischluft von der 140 m auf die 90 m, von der 90 m auf die 60 m und von der 60 m-Sohle nach oben zu dem alten Schacht, "Alter Mann" genannt. Auf der 200 m-Sohle lief das Wasser mit etwas Gefälle Richtung Schacht zum Glückstal nach Hummerzheim. Der Stollen maß vom Schacht der Grube Klappertshardt bis nach Willerscheid zum sogenannten Bahnhof, wie die Bergleute diese durch Streckenteilung erreichte Erweiterung im Glückstal nannten, 1100 m. Dort schwenkte eine Strecke nach links und die andere führte vielleicht noch 70-80m gerade aus weiter. Im Glückstal suchte man auf der 200m-Sohle Erz in noch größerer Tiefe zu finden und teufte hierfür einen 50 m tiefen Blindschacht ab und trieb nach beiden Seiten zwei Querschläge von 25 bis 30 m, ohne jedoch fündig zu werden. Dies bedeutete Ende 1941 /1942 das Ende des Bergbaus in der Mutscheid. Die oberirdischen Anlagen der Grube Klappertshardt blieben mit Ausnahme des Förderturms bis heute erhalten. Nur den aus einer Eisenkonstruktion errichteten Förderturm ließ der Bergwerkseigner bereits 1942 nach der Stillegung des Betriebes als kriegswichtiges Material demontieren.

Fazit:

Die Bleierzgruben Glückstal und Klappertshardt haben nie die Größe anderer Bleibergwerke in der Region erlangt wie etwa die des Bleiberges in Mechernich, von Bleialf oder von Rescheid.Diese Aussage ist wohl historisch korrekt, denn sie richtet sich nach Belegschaftsstärke und Fördermenge im Vergleich zu den genannten Bergwerken. Immerhin erreichte man auf der Grube Klapprtshardt zeitweise eine Monatsförderung von etwa 500 t Bleierz. Für die Mutscheid waren die Bergwerke jedoch in Notzeiten immer ein enormer wirtschaftlicher Faktor, da sie den Bewohnern Arbeit und Brot brachten, wofür die Feldarbeit wegen der kargen Erträge nicht ausreichte.

Anmerkungen: 

1= Kaufmann, Karl-Leopold: Die alte Bleierzgrube in der Mutscheid.
          - In : DIE EIFEL, 38. Jahrgang 1937
      Edgar Fass: Glückstal,die Geschichte des einstigen Bergbaus in der Mutscheid
         - Im Jahrbuch Kreis Euskirchen 1986
       Glückstal und Klappertshardt
       Ein Rückblick auf die früheren Bleierzwerke Bleierzwerke in der Mutscheid
        -in Eifel-Jahrbuch 1990, S. 137 ff
       Knauer, Friedrich Karl: Die letzten Jahre des Bergbaus in der Mutscheid von 1934 bis
       1942
       Die Vereinsgemeinschaft Mutscheid anlässlich der 1100-Jahrfeier 893-1993 in 1993
2= Bärsch, Hinweis Könen, Anton vom 4.2.1998
       in Eiflia illustrata
3= vgl. Knauer S. 176
4= vgl. Knauer S. 202
5= vgl. Knauer S. 180
6= Knoll, Gerhard: Bergbau im Sahrbachtal
    - in Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1979

Fotos von Elisabeth Langenbach
      Zusammengefasst nach einer Befragung und Zeichnungen von Herrn Johann Becker, dem 
      letzten Lehrhauer der Grube Klappertshardt im September 1993 als einer der Zeitzeugen.
   




Artikel aus dem Eifeljahrbuch 2017

Beitrag aus Jahrbuch des Eifelvereins 2017

Das frühere Zinkerzbergwerk Hürnigskopf oberhalb des Sahrbachtals

Zeitzeugen erinnern an ein beschwerliches Arbeitsleben

Edgar Fass


Der einstige Erzbergbau im Bereich des schönen Sahrbachtales, einem beschaulichen Winkel in der Ahreifel, ist historisch vergleichbar und war von ähnlich wirtschaftlicher Bedeutung für die hier lebenden Menschen wie in der benachbarten, nur wenige Kilometer Luftlinie entfernten Mutscheid mit seinen Bleierzgruben südlich des 588 m hohen Michelsberges.  Diese gehörten ebenso, begrenzt durch den Lauf des Sahrbachs, einem kleinen Nebenflüßchen der Ahr, zum Bergwerk-oder Konzessionsfeld Glückstal. Der Bergbau gab den Menschen in den kleinen Dörfern von beiden Regionen ein bescheidenes   Zubrot neben ihrer kleinen Landwirtschaft auf den zumeist kargen Böden und sicherte nach dem erneuten Aufblühen des Erzbergbaus in den späten zwanziger bis in den später dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Lebensunterhalt. Vom Bergbau profitierten nicht nur unmittelbar die Bergleute selbst sondern auch weitere Unternehmer, Handwerker und Zulieferer( z.B. Fuhrleute für den Erztransport aber auch kleine Läden usw.) Darüber hinaus wird deutlich , dass in beiden Bergbauunternehmen jeweils wechselweise einheimische Bergleute aus dem Umkreis des Sahrbachtals als auch den Dörfern der Mutscheid und später umgekehrt nach der Verlagerung des Bergbaus zur Grube Klappertshardt dort zum Einsatz kamen. Dies ist dadurch erklärbar, weil die Männer aus diesen Gegenden aufgrund des hier bis Anfang des letzten Jahrhunderts bestehenden Bergbaus bereits bergmännische Erfahrung und Ausbildung mitbrachten. Dieser Beitrag soll sich aber nur Bezug auf die Zinkerzgrube Hürnigskopf mit interessanten und historischen Fotoaufnahmen von unter und über Tage aus der damaligen Zeit nehmen.

Historie des Bergbaus am Hürnigskopf 

Der kaiserliche Mineningenieur Simoleon CALMELET berichtet während der französischen Herrschaft im Rheinland in seinen Schriften1809 von einem schon 1805 konzessionierten Felde "Glücksthal", darunter auch einem Bleierzgang am Hornigskopf, auf dem aber noch nie Bergbau betrieben worden sei (1). Der Bergbau innerhalb des Konzession "Glücksthal " reicht bis in das späte Mittelalter zurück. An mehreren Stellen betrieb man seitdem zum Teil umfangreichen Bergbau- Im Gebiet von Blatt TK 5407 Altenahr liegen die Vorkommen "Silberbusch", "Burgsahr", "Klappertshardt " und der Barytgang am Liersbach. Die eigentliche Grube "Glücksthal " im Gebiet der Mutscheid, heute zur Stadt Bad Münstereifel eingemeindet, ist in dem Blatt 5507 Hönningen 1: 25000 verzeichnet. CALMENET berichtet 1809: 264 von einer Mine "Giesemnicherthal", die etwa 700 bis 800 m nördlich Hornig( = Hürnig) gelegen ist. Diese wurde Mitte des 18. Jahrhunderts eröffnet. Man förderte einige Jahre hauptsächlich Kupfererze.Weitere Untersuchungen fanden laut CALMENET nicht statt. Die seit 1805 gültige Verleihung für das Grubenfeld Glücksthal wurde 1829 durch das preußische Oberbergamt erneuert.

1929: Besuch aus Antweiler am Hürnigskopf
links: Carl Hürth, Mitte: P. Langenbach

Im Jahre 1855 erfolgte dann eine Erweiterung auf Kupfer-, Zink- und Eisenerze sowie Schwefelkies(2). Anlässlich einer Inspektion  der unterhalb des Hochthürmen (500 m N.N.)und im Bereich des Sahrbachtals betriebenen Erzgruben und Stollenvortriebe durch den Oberbergrat Jung und den Berggeschworenen Sinnig vom Königlich Preußischen Bergamt zu Düren wird in einem Bericht vom 17. September 1852 unter anderem Bezug auf das rechts des Sahrbachs konzessionierte Feld Glücksthal genommen: "Hier hatte wohl schon kurz nach 1805 der Johann Christian Schmits aus Flamersheim verschiedene Stollen auf Bleiglanz getrieben, "welche gegenwärtig -wenigstens die Mundlöcher zu Bruche liegen".Der Bericht gibt gute Einblicke in den Bergbau des 19. Jahrhundert in diesem Teil des Kreises Ahrweiler( Bergamt Düren Nr.456)(3).
Umfangreiche Untersuchungsarbeiten fanden am Hürnigskopf erst ab dem Jahre 1917 statt. Damals entdeckte man 250 m südöstlich des Berges Hürnigskopf einen Bleierz führenden Gang durch angelegte Schürfgräben auf einer Länge von 50 m. Etwa 80 m davon entfernt stieß man ausserdem auf eine derbe 30 cm mächtige Sphalerit-(Zinkblende)ader. Das Ende des 1.Weltkriegs und die Nachkriegszeit verhinderten wohl eine Fortsetzung der Arbeiten. Die Entdeckung des Zinkerzvorkommens gab 1927 den Anlass für den Bergbaubetrieb an diesem Betriebspunkt(Rosenberger 1979)(4). Die Mutungen gehen auf Carl Hürth (1877-1933) aus Antweiler/Ahr zurück. Er erforschte unermüdlich die Eifel nach Erzvorkommen, wozu er zahlreiche Versuchsstollen anlegte. War er fündig geworden, bot er die Konzessions-bzw.Schürfrechte einem Bergbauunternehmen zum Kauf an bzw. beutete die Vorkommen nur in seltenen Fällen selbst aus. Von ihm erwarb im Jahre 1920 die Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei-und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen, die auf die alte Metallurgische Gesellschaft zurückgeht, das Grubenfeld Glückstal, also auch Hürnigskopf(5). Sie nannte sich später Stolberger Zink AG. Sie wältigte zunächst den alten Silberbuschstollen im Sahrbachtal auf,fand jedoch keine abbauwürdigen Erze. Mehr Erfolg hatte die Gesellschaft jedoch 1922 in südwestlicher Richtung unter den Pingenzug vorgetriebenen 240 m langen Burgsahrstollen, als man auf 85 m  Länge einen abbauwürdigen Bleierzgang vorfand. Aber die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des darauffolgenden Jahres und die Ruhrgebietbesetzung durch französisch/belgische Truppen führten auch hier zur Einstellung des Grubenbetriebs mit fast allen anderen Betrieben der Bergwerksgesellschaft. Erst 1924 kam es zur Wiederaufnahme der Arbeiten,

Am Förderschacht der Grube Hürnigskopf

indem sie durch einen Schacht auf dem Hürnigskopf den tiefen Burgsahrstollen aufwältigte(6).
Im Jahre 1927 legte man auf Hürnigskopf, ausgehend von dem versetzten Schacht, neue Stollen an. Daher wird dieses Datum als offizieller Beginn der Bergbautätigkeit für diese Grube geführt. Auf die Einbeziehung des Burgsahrstollens sind vermutlich auch die unterschiedlichen Angaben zu den Stollenteufen,abweichend vom Bergamt in Koblenz, durch die Zeitzeugen zurückzuführen.Der Bergbau auf Hürnigskopf endete bereits 1936,  da das Erzvorkommen erschöpft war. Im Jahre 1937 nahmen elf Bergleute und zwei Angestellte der Belegschaft der stillgelegten Grube Hürnigskopf ihre Arbeit auf dem 1934 neu errichteten Betriebspunkt Klappertshardt in der Mutscheid auf(7). Die von dem Autor Knoll im Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1979 datierte Stilllegung der Grube Hürnigskopf  1939/40 ist insoweit nicht zutreffend, da sowohl der Autor Karl Leopold Kaufmann bereits zeitnah 1937 in seinem Beitrag das Endedatum mit Ablauf des Jahres 1936 nannte als auch die vom Verfasser im Oktober 1993 befragten ehemaligen Bergleute als letzte Zeitzeugen dieses Datum bestätigten. Die Stilllegung erfolgte aufgrund Erschöpung des Erzvorkommens und nicht wie von Herrn Knoll angeführt auf Betreiben des Steigers Langenbach wegen zu erwartender ertragreicherer Fördermenge auf der 1934 eröffneten Grube Klappertshardt in der Mutscheid.Letztere stellte Ende 1941 ebenfalls wegen Erschöpfung des Erzvorkommens den Betrieb ein.

Stollentiefen und geologische Verhältnisse

Das ehemalige Grubenfeld Glückstal ersteckt sich flächenmäßig heute auf das Gebiet von zwei Bundesländern. Nur der Betriebspunkt Hürnigskopf befand sich teilweise auf dem Gebiet des Kreises Ahrweiler und daher im Zuständigkeitsbereich der rheinland-pfälzischen Bergbehörde in Koblenz. Dort stehen für das Bergwerk Hürnigskopf  folgende abgeteufte Stollensohlen zu Buche: 25 m, 50 m, 75 m, 100 m , 125 m, 150 m, 175 m(Burgsahrstollensohle), 205 m und 230 m(8). Diese aufgeführten Stollenteufen stimmen bis auf die 75m-Sohle, die in der Dissertation des Herrn Dr. Volker Reppke nicht erwähnt ist,  mit dessen Daten überein. Die vom Verfasser befragten ehemaligen Bergleute hatten als Stollenteufen nur 100 m, 130 m und ein kleines Gesenk von nochmals 30 m, also insgesamt 160 m als größte Stollentiefe in Erinnerung. Im Beitrag des Autors Knoll war von einem 140 m tiefen Schacht,einer ersten Sohle mit 60m Teufe und 70 m Länge,einer zweiten Sohle in 100 Teufe mit 90 m Länge und einer dritten Sohle "Burgsahrsohle" in 140 m Teufe,nach beiden Seiten jeweils 20 m aufgefahren, die Rede. Die von  den Zeitzeugen
scan 384 nicht erwähnten Teufen  lagen möglicherweise vor ihrer dortigen Tätigkeit oder im Bereich des vom Sahrbachtal her Jahre zuvor angelegten  alten Burgsahrstollens. Die Grube Hürnigskopf soll an sich rentabel gearbeitet und beachtliche Ergebnisse von qualitativ guten Zinkerzen( Sphalerit) und untergeordnet auch von Blei (Galenit) gebracht haben. Es wird von einer Gesamtfördermenge von etwa 50.000 Tonnen ausgegangen. Den befragten Bergleuten zufolge wechselte die Mächtigkeit der Erzgänge zwischen 10-20 cm, teilweise auch 30-35 cm und stellenweise sogar 1 m bis zu 1,50 m(9).Ein besonders markanter und ergiebiger Erzgang trug den Namen "Schurf" St. Jakob. Gemäß Herrn Dr. Reppke schwankten die Gangmächtigkeiten zwischen einigen Zentimetern und 1,40 m , örtlich sogar bis 2 m (Zimmer 1921),wobei die Erzschichten 70-80 cm mächtig sein können. Die Ausfüllung der Gangspalten besteht aus Erzen, Gangarten und Nebengestein. Als Haupterz ist derber, dunkelbrauner Zink (Sphalerit) anzutreffen. Ferner kommen Galenit (Bleiglanz), Chalkopyrit und Pyrit vor. Gangarten sind Siderit und Quarz. Laut Geilen & Gielen soll ausserdem noch Ankerit gefunden worden sein (10).

Die Schachtanlage

Das Werk bestand aus einem versetzten, ca. 240 m tiefen Schacht. Die Strecken  verliefen in südlicher Richtung. Das Sprengstoffmagazin befand sich untertage in einer in den Fels gesprengte Seitennische des 100 m tiefen Stollens. Der Schacht war unterteilt in einen Förderschacht und einen Fahrschacht. Im Fahrschacht ermöglichten Leitern im Notfall die Flucht nach oben bzw. man konnte die einzelnen Sohlen erreichen .Den Fahrschacht sicherten im Abstand von jeweils 3 m Holzbühnen.

Ein kleiner Teil des Schachtes war
Arbeiten in 180m Tiefe, rechts Steiger Herrmann Langenbach

nochmals für Rohrleitungen und Kabel abgetrennt. Die Schachtverkleidung bestand aus Eichenholzstämmen.In Abständen von 50 m bzw. zum Teil auch bereits nach 25 m verbanden Aufhaue die einzelnen Sohlen. Verhältnismäßig stabile Gesteinsschichten erleichterten im Gegensatz zu der nur wenige Kilometer entfernten Nachbargrube Klappertshardt, wo die geologischen Verhältnise zum Teil instabil waren, den Stollenbau und die Erzförderung.Dies ermöglichte hier einen sparsamen Verbau des Grubenholzes. Die Stollen erreichten eine Höhe von 2m-2,20m, also in etwa Zimmerhöhe(11).

Die Tagesanlagen

Über dem Schacht stand der in einfacher Holzkonstruktion von 8,20m Höhe  errichtete Förderturm. Dieses Konstrukt hatte den Nachteil,dass er die Förderkörbe mit den beladenen Loren und den Bergleuten gewichtsmäßig nur ab bzw. bis zur 100 m-Sohle transportieren konnte.Daher war es
Auf der 175m-Sohle: u.a. Querin Müller aus Hummertsheim
notwendig geworden,für den Weitertransport auf der 100m-Sohle in tiefere Stollenbereiche zusätzlich eine mit Strom betriebene zweite Fördermaschine zu installieren. In Erwartung einer nur kurzen Betriebsdauer für die Grube waren aus Kostengründen sämtliche Tagesanlagen neben dem erwähnten Förderturm ebenfalls in einfacher Holzkonstruktion( Baracken) errichtet. In unmittelbatrer Nähe der Straße standen drei Holzbaracken für die Schmiede, die Zimmerei mit dem Sägewerk und für das Büro sowie dem Mannschaftsraum. Neben dem Förderschacht stand zum Schutz der Fördermaschine (Kompressor) eine weitere Baracke.


Beim Sortieren und Abwiegen des Zinkerzes vor dem
Förderturm der Grube Hürnigskopf -Anm. Verfasser:Das Foto ist seitenverkehrt!

Sortieren und Aufbereiten des Zinkerzes

Die Arbeit bzw. Erzsortierung nach Ankunft der Loren an der Entladestelle ging so vonstatten: Drei Mann arbeiteten dort als Team. In eine Kiste mit zwei Griffen an den Seiten schaufelte einer der Arbeiter die Füllenge ein,bis die Waage ein Gewicht von zwei Zentner anzeigte. Zwei weitere Arbeiter hievten die Kiste seitwärts auf einen Haufen, bis eine Füllmenge von 50 Ztr. erreicht war. Diese Menge entsprach der Ladekapazität für ein Pferdefuhrwerk .Man sortierte dabei das Erz nach Roherz, Stückerz und Zinkerz. Das taube Gestein kippte man auf die Bergehalde unterhalb des Förderturms. Diese ist inzwischen längst für Wegbefestigungen abgefahren. Unter Stückerz verstand man das separat sortierte reinhaltige Zinkerz, welches bei der Verhüttung sofort in den Schmelzofen kam. Das übrige Roherz musste erst zu Pulver gemahlen werden, um dann mit Wasser und chemischen Substanzen in einem speziellen Verfahren auszuscheiden. Die Förderleistung der Grube belief sich pro Tag auf etwa 500 Ztr.,was 25 t  entspricht.
Transport der Erze zum Bahnhof Kreuzberg/Ahr
Den Transport des erzhaltigen Gesteins hinunter ins Sahrbachtal und weiter über die schmale Straße zum Bahnhof in Kreuzberg übernahmen zweispannige Pferdefuhrwerke mit einer Ladekapazität von jeweils 50 Zentner oder 2,5 Tonnen.
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Mit Erz beladene Pferdefuhrwerke 

Von dort gelangte es per Eisenbahn zur Schmelzhütte nach Braubach/Rhein. Laut Knoll sollen 7 Fuhrunternehmer mit ihren 2spannigen Pferdefuhrwerken am Transport beteiligt gewesen sein. Gemäß den vom Verfasser befragten Zeitzeugen besaß Herr Franz Hupperich aus Binzenbach für die Transporte einen Generalvertrag und führte diese in erster Linie aus. Zeitweise machte dies auch Herr Holzem aus Plittersdorf. Von einer Beteiligung weiterer Fuhrleute,evtl. als Subunternehmer, war nichts bekannt,hat aber möglichweise stattgefunden. Bei einer Ladung von 50 Zentner mit jeweils 5 Gespannen und 2 Fahrten täglich kann man mithin von einer Transportleistung von rund 500 Zentner, das entspricht 25 Tonnen,pro Tag ausgehen(12).


Arbeitszeiten und Löhne

Die Bergleute unter Tage arbeiteten jeweils wechselweise im Takt von zwei Schichten zu  8 Stunden täglich und erhielten pro Schicht einen Arbeitslohn von insgesamt 5 Mark fünfzig Pfennige. Die Arbeiter über Tage, z.B. in den Werkstätten als

Männer der Belegschaft 1929

Schmied oder Schreiner  oder der Erzaufbereitung bekamen einen Schichtlohn von 4 Mark und 5 Pfennige. Die Arbeitslöhne sind im Vergleich zur heutigen Zeit zwar ausserordentlich gering. Doch diese Arbeitsplätze waren aufgrund der allgemein schlechten Wirtschaftslage in Deutschland und in dieser strukrurschwachen Gegend, wo es kaum andere Arbeitsmöglichkeiten gab,  sehr begehrt(13).

Die Belegschaft der Grube Hürnigskopf

Laut Herrn Knoll sollen in dem Bergwerk 40 Arbeiter unter und 30 Arbeiter über Tage beschäftigt gewesen sein. Herr Ginsterblum, der seinerzeit letzte noch lebende Zeitzeuge, nannte dem Verfasser eine Gesamtzahl von hochgegriffen 60 Beschäftigten einschließlich der Büroangestellten; davon im Untertagebetrieb pro Schicht 20-25 Mann. Nachstehend aufgeführte Personen seien nachweislich namentlich für alle Beschäftigten der Grube genannt:
als Steiger: Hermann Langenbach Mutscheid-Hardtbrücke
als Markscheider:  Herr Heisig
als Knappschaftsältester Herr Trimborn
als Arbeiter:  Andreas Zimmermann/Burgsahr
 "                        Jakob Assenmacher/ Soller
"                         Johann Breuer/Soller
"                         Quirin Müller/Hummerzheim
"                          Fritz Zavelberg/Kirchsahr
"                         Heinrich Plag/Winnen
"                         Mathias Weber
"                         Peter Weber
"                         Fritz Halberg/ Binzenbach
"                          Martin Ginsterblum/ Hürnig
"                          Josef Palmersheim/Berresheim
"                          Johann Rupperath/Holzem
"                          Thomas Lessenich/ Lethert
"                          Wilhelm Kloster/Esch
"                          Josef Linnarz/Binzenbach
"                          Josef Falkenstein/Reckerscheid
"                          Peter Langenbach/Mutscheid-Hardtbrücke
"                          Josef Nolden/Kirchsahr
als Büroangestellte: Elisabeth Langenbach/Mutscheid-Hardtbrücke.Von ihr stammen auch die Fotoaufnahmen von der Grube mit den aufgeführten Bergleuten.
Ihnen und allen nicht Genannten gilt ein herzliches Glückauf!

Quellen

1) Fass, Edgar:In Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1997: Die ehemalige Erzgrube Hürnigskopf bei Plittersdorf, S. 154
2) Dr. Reppke, Volker : Dissertation an der Georg-August-Universität zu Göttingen mit dem Thema: Varistische und postvaristische Buntmetallmineralisationen  in der östlichen Eifel Ein mineralogischer und bergbauhistorischer Überblick (1993).
3) Knoll, Gerhard: In Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1979:Der Bergbau im Sahrbachtal, S. 106
4) ebd. Dissertation Dr. Reppke, Volker
5) Schaefer, Heinrich: in Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1984: Carl Hürth und der Bergbau im oberen Ahrtal , S.162
6)Kaufmann, Karl Leopold: "Die Eifel" 38. Jahrgang 1937, S.53
7) Knauer, Friedrich Karl :in Mutscheider Heimatbuch 1993: Die letzten Jahre des Bergbaus in der Mutscheid von 1934 bis 1942, S.194
8) Lt. Bergbaubehörde Rheinland-Pfalz in Koblenz-Az.:122 XIII/129
9) ebd. Fass, Edgar in Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1997, S.156
10) ebd. Dr. Reppke, Volker: TK 1: 25000, Blatt 5407, Altenahr
11) ebd. Fass, Edgar in Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1997, S. 156
12)ebd. Fass, Edgar   dto. S. 156
13) ebd. Fass, Edgar  dto. S.156

Alle Fotos: Edgar Fass