Dienstag, 2. Januar 2018

Artikel aus Jahrbuch 2018 Kreis Euskirchen

Beitrag aus Jahrbuch Kreis Euskirchen 2018

Technische Anlagen und Arbeitsabläufe der ehemaligen Bleierzgruben Glückstal und Klappertshardt in der Mutscheid

Edgar Fass

Der historische Erzbergbau der beiden Verbundbergwerke bei Willerscheid und Hummerzheim, zwei kleinen Dörfern der früher selbständigen Gemeinde Mutscheid, seit 1969 eingemeindet zur Stadt Stadt Bad Münstereifel, ist hinsichtlich der Historie bereits mehrfach und hinreichend beschrieben( 1),so dass sich dieser Beitrag im wesentlichen auf Beschreibung der technischen Anlagen von über bzw. unter Tage und die Geräte und Maschinen sowie  beschränkt.
Zur Historie des Bergwerks Grube Glückstal sollen jedoch zwei Quellen zum Anfang der bergbaulichen Tätigkeit nicht unerwähnt bleiben.Eine Urkunde von 1539 nimmt mit folgenden Worten Bezug auf die Anfänge des damaligen Bergbaus(Auszug): Der Kölner Erzbischof Hermann V.verpfändet mit Genehmigung des Domkapitels die beiden aus 15 Dörfern bestehenden Kirchspiele Mutscheid und Rupperath für 2000 Goldgülden  an einen Diedrich von Orsbeck". In dieser Verpfändungsurkunde wird das damals im Entstehen begriffene Bergwerk zu Mutscheid ausdrücklich von der Verpfändung ausgeschlossen.Die Urkunde wird bei Bärsch in der Eiflia illustrata erwähnt. (2) In zwei Verkaufsurkunden des Elberfelder Schichtmeisters Tilman Haecke an Hermann Pentlinck zu Hilbeck über die Veräußerung verschiedener Bergwerksstämme aus den Jahren 1584 und 1578 wird der Kupffer-und bleibergh bei Münstereiffel im ambt Muxschit erwähnt. (3)
Die Stillegung des Verbundbergwerkes Klappertshardt als letztem Teil des einheimischen Bergbaus erfolgte am 31.12.1941. Der Abbau aller wiederverwertbaren Einrichtungen unter

Hardtbrücke mit Schmelz-Hintergrund Schornstein Grube Glückstal


und über Tage, ihr zeitraubender Abtransport sowie Sicherungs- und Aufräumarbeiten konnten erst am 31.März 1943 abgeschlossen werden.(4)
Technische Anlagen von der ehemaligen Grube Glückstal bei Willerscheid
Die Tagesanlagen von der Grube Glückstal existieren heute mit Ausnahme des unter Denkmalschutz stehenden Maschinenhauses  am Ortsrand von Willerscheid und der sogenannten Schmelz bei Hardtbrücke nicht mehr.Daher war es wichtig, die Beschreibung der Grubenanlagen und die Funktionen der einzelnen Bereiche anhand der Erinnerungen von Zeitzeugen festzuhalten. (5 )Die Anlagen standen bereits zur Zeit der Erzförderung über dem Friedrich-Wilhelm-Schacht mit dem Robertstollen,also um das Jahr 1843. Später kamen noch der Heleneschacht,der Theodorschacht und der Schacht Gute Hoffnung hinzu,Der Christianschacht schließlich diente als Luftschacht.Die größte Teufe erreichte der Theodor-Schacht mit 147 m.Als damalige Gebäude der Tagesanlagen sind neben dem Kesselhaus das Schachtgebäude,das Steigerhaus mit Räume für die Steiger, einem Büro und dem Mannschaftsraum für die Bergleute,die Aufbereitungsanlage, ein Kamin aus Ziegelsteinen und ein in der Erde eingelassener Wasserbehälter zu erwähnen.

Kesselhaus

Im Leerraum räumten die Heizer die ausgebrannte Kohlenasche und Schlacke weg. Unter dem Boden verlief ein begehbarer Tunnel bis unter den Kessel, von wo aus einer Öffnung von den Arbeitern mit einem Schieber die Schlacke und Asche weggeräumt wurde. Die gemauerte Öffnung maß 1,50 m zu 1,50 m. Darüber stand der Wassertender mit einem Inhalt von 50 cbm. Vom Theodorschacht führten Rohre zum Maschinenhaus. Die Wasserleitung ging dann weiter in den Tender. Dampfleitungen verliefen bis zu den Kompressoren, welche die Fördermaschine antrieben.

Maschinenhaus

Dieses rechteckige, mit Grauwackesteinen gemauerte Haus steht als einzig erhaltenes Gebäude des Bergwerks jetzt unter Denkmalschutz. Die Ecken und die Fensterrahmen sind ziegelsteingemauert. Die Längsseite des Gebäudes beträgt in etwa 10 m,während das unterhalb davon errichtete Kesselhaus eine Länge von ungefähr 16 m aufwies. Letzterem fehlte jedoch das Dach.Daran erinnerte sich noch der Zeitzeuge und einstige Bewohner des zum Wohnhaus umgebauten Maschinenhauses. Er nahm auch an, dass die fehlende Bedachung in den 20er-Jahren hier demontiert und anlässlich des Aufbaus der Anlagen der Zinkerz-Grube Hürnigskopf Verwendung fand. Die im vormaligen Maschinenhaus verbauten Balken maßen an den Kanten 20 cm Höhe und in der Breite 8-10 cm. Es standen jeweils zwei Balken zusammen.Das Kesselhausgebäude übertraf das Maschinenhaus an Länge und Breite und verfügte über drei Dachstützen. Die im vormaligen Maschinenhaus, seinem späteren Elternhaus,verwendeten Deckenbalken aus Fichtenholz, ingesamt sechs an der Zahl, maßen im Durchmesser 30-32 cm. Das Gebäude war mit einem Giebel unterteilt. Die Wand zwischen Kesselhaus und Maschinenhaus verstärkte ein zusätzlicher Giebel. Die Deckenlast trugen sechs massive Balken. Auf ihnen lastete außerdem das Gewicht der Seilscheiben. Es fehlten hier die Schrägstützen. Mithin muss die Fördermaschine in der Nähe gestanden haben,denn diese benötigte eine gute Verankerung,damit das Gewicht sie nicht nach oben drückte. Der Fußboden bestand aus Eichenholzbohlen, jeweils Vierkantbalken von 18 cm Höhe und 10 cm Breite.Die Zwischenräume verbanden Holzscheite, sogenannte "Stölche".

Förderhaus

Schräg verankerte Stützen sorgten für zusätzlichen Halt. Der Förderturm erreichte bis zur Dachhöhe ungefähr 15 m.Dort lief die Seilscheibe für den Zug der Förderkörbe.Eine Fahnenstange überragte das Dach des Förderturms; beflaggt bei Grubenunglücken oder an dem Geburtstag des Kaisers. Die Wände des Förderhauses waren mit rechtwinkligen und an einrt Ecke abgeschrägten Kalkplatten verbaut. Die Fächer dazwischen bestanden aus Ziegelsteinmauerwerk. Das Gebäude kam auf eine Mauerhöhe von 6 m und zusätzlich 1,50 m für das Dach.
Förderhaus u. Förderturm Grube Klappertshardt

Einen Spann hielten jeweils zwei Stahlbolzen an den Seiten zusammen. Die Wände waren in zehn Felder mit jeweils einem Meter und die Seitenwände mit sieben Felder unterteilt.Als Rahmen für die Felder dienten T-Träger mit Winkeleisen an den Ecken. Zusätzlich verstärkten U-Eisen die vier Ecken.Darin waren die 14er-Träger T-Träger verankert;mithin sechzehn Stück. Das Material des Daches bestand aus vorne gerundeten Wellblechen.In der Mitte verblieb eine 2,5x 4 m große Öffnung für die Konstruktion des Förderturms. Die Stützpfeiler des Förderturms standen weit aus der Ecke und nicht, wie in der Zeichnung wiedergegeben, direkt an der Schachtecke.Nachder Überlieferung des Vaters von Herrn Johann Becker reichte die Schachtvermauerung bis in 13 m Tiefe.

Steigerhaus

Dieses hatte man seiner Funktion entsprechend in zwei Hälften eingeteilt mit zwei separaren Eingängen. Der südliche Teil mit zwei Zimmern pro Etage diente als Steigerwohnung und Büroraum,während der nördliche Trakt als Mannschaftsraum der Belegschaft des Bergwerks zur Verfügung stand.Das obere Stockwerk war ebenso in vier Zimmer unterteilt. Die Füllung der Zwischenräume des in Fachwerkweise errichteten Gebäudes bestand aus Kalkschwemm-bzw. Bimssteinen.Am Treppenaufgang befand sich eine große Diele.An den Giebelwänden schlossen sich zwei Zimmer mit graden Wänden an.Die Ecken an den Schrägwänden dienten als Abstellraum.Nach Inbetriebnahme der Grube Klappertshardt bei Humnmerzheim zogen die dort tätigen Steiger in diese Wohnungen.

Aufbereitungsanlage

Die fahrfähige Dampfmaschine als Lokomobil mit vier Rädern war im Glückstal fest installiert. Ein 20 m hoher Stahlblechkamin mit einem Durchmesser von 80 cm sorgte für den Abzug der Dämpfe. Drei am oberen Rohrende befestigte Stahltrosse gaben der Konstruktion zusätzlichen Halt.Die Dampfmaschine trieb ein großes Schwungrad von vielleicht 2 m Durchmesser mit einer rückseitigen Riemscheibe an. Sie übertrug die Antriebskraft auf große Treibriemen.Sieliefen über zwei große Transmissionen.Diese trieben die Maschinen mit Hilfe von Wellen von etwa 10 cm Durchmesser an.Als Gußlager dienten Messingschalen. Die beiden Lager setzten die Mahlwerke in Bewegung. Das Bächewerk bestand aus sogenannten Elevatoren mit einem großen Kettenlaufwerk.Sie verfügten über breite Zacken und verursachten bei ihrem Lauf ein "riesiges Geklapper". Im Abstand von einem Meter reihten sich die "Bäche"mit einem Fassungsvermögen von etwa 30 Liter an. Sie gingen bis in die Spitze der Aufbereitungsanlage,die eine geschätzte Höhe von 10 m erreichte. Kurz vor Erreichen der Spitze kippten die´ Bäche genannten Behälter den Inhalt aus. Über Rutschen lief dieser in zylindrische Trommelsiebe.Die äußeren Bleche hatten feste Wände, während die Innenbleche Löcher aufwiesen. Das durch die Löcher geschwemmte zerkleinerte Material lief weiter in zwei Kästen für unterschiedlich große Partikel. Der Umfang dieser Siebkästen  maß etwa 2,50 m x 3 m x 2,50 m.
Ehem. Zechen- und Steigerhaus Grube Glückstal


Die in den Trommelsieben haften gebliebenen Partikel durchliefen nochmals die Mahlwerke und nahmen erneut am Mahlprozess teil.Anschliessend gelangten sie mit Hilfe von Wasserspülung auf Waschtische von 5-6 m Breite. Deren äussere Begrenzung bestand aus einem Stahlblechrahmen,die an den  Rändern etwa 10 cm überstanden. Bei dem Spülvorgang blieb schliesslich das schwere Bleikonzentrat zurück.Das Auswaschen des Erzes im Wasser im unteren Bereich des Betonbeckens funktionierte wie bei einer Drehscheibe, dabei wurde der nicht erzhaltige und gewichtmäßig leichtere Gesteinsschlamm weggeschwemmt. In der Mitte verlief ein ebenfalls betonierter Graben. Das Wasser gelangte über diesen weiter in den großen Klärteich. Unterhalb der Aufbereitung lagerte sich der Bleischlamm in dem Klärbecken ab. Mit Hilfe rundstieliger dreieckiger Hacken konnten Arbeiter das Bleikonzentrat zusammenkratzen. Sie  verfüllten es im noch nassen Zustand in kleine Säcke mit jeweil 1 Zentner Gewicht und ließen diese zum Trocknen stehen. Der Überlieferung zufolge schleppten junge Männer, da der einzige Fahrweg Richtung Ahr wegen des schlechten Zustandes für Fuhrwerke nicht mehr passierbar war, diese mit Bleikonzentrat gefüllten Säcke zu Fuß bis zur Bahnstation in Schuld an der Ahr. Ein zusätzliches, mit Ziegelsteinen gemauertes Wasserbassin diente als Notreserve bei Wasserknappheit. Der Abriss der Aufbereitungsanlage erfolgte im Jahre 1923. Sie fand Wiederverwendung in der Aufbereitung der Bleibbergwerke von Mechernich.

Wassergewinnung für die Dampferzeugung

Das Wasser für die Aufbereitung leitete man unterirdisch durch Rohre von dem etwa 100 m nordöstlicher Richtung gelegenen Stauweiher in einen Behälter unterhalb vom Steigerhaus. Er erhielt ausserdem Zulauf durch das aus dem Schacht geleitete Grubenwasser. In 40 Meter Schachttiefe nahm ein Tender Wasser auf, wenn die Kessel an der Oberfläche gefüllt waren. Die Umschaltung über die Rohrleitung regelte ein Überlaufventil. Der betonierte Wasserbehälter kam auf eine Tiefe von zwei Meter. Die Betonwände erkennt man bis heute im Grasboden der planierten Haldenfläche im Glückstal.Vor allem in trockenen Sommern zeichnen sich die Umrisse im Boden ab. Vom etwa fünf Meter breiten Wasserbehälter führte eine Rohrleitung bis in die Böschung der Aufbereitungsanlage. Die Rohrleitung endete in einem Kniestück, das in einer Höhe von etwa einem Meter aus dem Boden ragte.

Die Schmelz

Die Anlagen der eigentlichen Schmelz sind bereits seit längerem nicht mehr vorhanden. Erhalten blieb das Gebäude an der Chaussee bei Hardtbrücke, das einst als Unterkunft für die Arbeiter der Bleischmelze diente.Es wird heutzutage von einer Familie Burggraf als Wohnhaus genutzt. Ein genaues Alter des Gebäudes ist nicht bekannt.Die Anfänge der Betriebszeit gehen bis ins 15/16 Jahrhundert zurück.Die Hütte Glücksthal arbeitete nachweislich ab 1805 und verarbeitete zusätzlich auch die Erze der Gruben aus dem nahen Sahrbachtal. Die Konzession der Hütte Glücksthal wurde von dem Königlich Preußischen Bergamt zu Düren jedoch 1854 aufgehoben, nachdem sie schon seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb war (Bergamt Düren Nr. 409)(6).

Transportwege der Grube 

Eine Feldbahn transportierte die für die Kesselbefeuerung benötigte Kohle. Aufgrund der steilen Hanglage musste man mit Hilfe einer Haspel die schweren Kohleloren bergauf ziehen. Die Zufahrt zur Grube verlief oberhalb des Berghang über eine aus Balken gezimmerte Bühne. Das im Theodorschacht geförderte erzhaltige Gestein wurde aus dem Stollen hier angeliefert.An dem Zugang dorthin befand sich eine Drehscheibe. An einer Verbreiterung des Stollens untertage,im Sprachgebrauch der Bergleute Bahnhof genannt, sorgte nach Bedarf eine Weiche für die gewünschte Fahrtrichtung der Feldbahn mit den Loren.Die Böschung mit steilem Gefälle wurde abgeschrägt. An der Aufbereitungsanlageverlief die Zufahrt für das Mahlwerk. Ein Schienenstrang führte zur Zimmerei. Für die Richtungsänderung sorgte eine weitere Drehscheibe, wodurch auch die mit Grubenholz beladenen Loren zum Schacht gelangten.

Trinkwasserversorgung

Drei Brunnen im Glückstal versorgten die Bergleute und die Anwohner mit Trinkwasser.

Signalgebung

Am Theodorschacht der Grube Glückstal gaben drei Anschläger die Signale für die Beförderung akustisch weiter. Einer der Signalgeber stand oben auf der Hängebank, ein weiterer in 40 m Tiefe, wenn eine Förderung stattfand und einer auf der tiefsten Sohle der Grube. Die Signalgebung ging wie folgt vonstatten:Das Ziehen eines Seiles, an dessen oberen Ende sich eine Halbschale, ähnlich einer Glocke, mit 20-25 cm Durchmesser aus Eisen oder Gussmaterial befand, bewirkte ein Anschlagen des an einem Stahlseil befestigten Hammers gegen dieselbe. Ein Schlag bedeutete für den Maschinisten Halt, zwei Aufziehen und drei Sinken des Förderkorbs. In der späteren Grube Klappertshardt in Hummerzheim blieb der obere Anschläger über Tag und der untertage mit einfahrende Anschläger half beim Beladen der schweren  Eichenholzstempel von der Zimmerei zum Förderkorb. Auf der Grube Glückstal reichten noch einstöckige Förderkörbe aus.

Einstellung des Grubenbetriebs

Nach dem Tode des Hauptaktionärs im Jahre 1903 stellte die Gewerkschaft Libussa bereits 1904 den Grubenbetrieb ein.Nach dem Verbrauch der letzten Kohlereserven standen buchstäblich alle Räder still. Die mündliche Überlieferung des Zeitzeugen berichtet,dass damals die letzten Bergleute von untertage auf der 147 m-Sohle sogar über die Fahrten(Leitern) im Schacht nach oben klettern mussten.
Bergehalde in Hummerzheim - Grube Klappertshardt

Auf die ausstehenden Lohnzahlungen warteten sie noch ein halbes Jahr bis zum September des Jahres. Danach gab es noch weitere Bemühungen für die Fortsetzung des Bergbaus,die aber letztendlich erfolglos blieben.

Demontage der Tagesanlagen

Der Abriss der Kessel erfolgte 1924, der des Kamins 1926 und die Demontage der Geräte, Maschinen,Fördermaschine und Kompressoren im Jahre 1929. Der Förderturm stand noch bis kurz nach dem 2. Weltkrieg Anfang der 50er-Jahre. Ein Käufer ließ ihn abreissen, da man die Träger als begehrten Rohstoff für den Wiederaufbau brauchte. Das Oberteil des Förderhauses mit dem Wellblechdach fand auf einer Weide bei Soller, Gemarkung Lausnück,  als Viehunterstand Verwendung.

Technische Anlagen der ehemaligen Grube Klappertshardt bei Hummerzheim und Arbeitsabläufe

Die Tagesablagen: Das große Ziegelsteingebäude, jetzt als Wohnhaus im Besitz der Familie Brauer, diente sowohl als Bürohaus als auch als Materiallager und Aufenthaltsraum für die Bergleute. Auf der Innenseite Richtung Schacht gelangte man vom Büro aus in einen kleineren Raum. Darin befand sich ein Magazin für Kleinteile u.a.wie Nägel, Schrauben und Ersatzteile für Bohrmaschinen, Bohrhämmer oder Preßlufthämmer ,dieses und jenes. Daran schloss sich die Waschkaue an. In einer Ecke neben dem Magazin war die Duschbrause installiert. An vier Balken wurden von jeder Seite die Kleidungsstücke hochgezogen. An jeder Seite standen jeweils vier Bänke, also insgesamt acht. An den vier Balken befestigten die Bergleute ihre Kleidungsstücke an Haken. In ein Vierkantblech konnten sie die Seife legen. An vier Haken hängten sie die Handtücher. Nach dem Hochziehen der Kleidungsstücke  ließ sich der Balken durch ein Vorhängeschloss sichern, so dass die Ketter darunter fest saß. Sie erreichte eine Länge von 5 m. Büro, Werkzeugmagazin, Waschkaue und Duschbrause befanden sich nebeneinander auf einer Etage. Oberhalb des Hauptgebäudes  stand eine Baracke mit dem Steigerraum. Hier hielten sich die Steiger auf, denen die Leitung und Verantwortung für den Betrieb des Bergwerks übertragen war. Ihnen unterstanden auch die Erzverlader an der Rampe. Ein Teil der Baracke war als Zimmerei  eingerichtet. Das Verladen des Bleierzes, untergeordnet auch Kupfermineralien und von der dritten Sohle auch Zinkerz besorgten 6 oder 7 Personen unter Anleitung eines Steigers.Im Winter waren diese Männer froh, die beheizte "Zimmermannsbude" in den Pausen aufsuchen zu können, In der Schreinerei  arbeiteten vier bis fünf Mann unter Leitung des Schreinermeisters Thomas Lessenich von Effelsberg.Unterhalb des Büroraums befand sich der Sanitätsraum. Gegenüber dem Hauptgebäude arbeitete in einer rechteckigen Halle in dem vorderen Teil die Schmiede.
Alte Schmiede - Grube Glückstal

Daran schloss sich ein Raum zum Abstellen fertig geschmiedeter oder reparierte Teile (Werkzeuge) an.Am zweiten Fenster der Halle stand,ziemlich rückversetzt und vor einem zwei Meter breiten Gang, die Fördermaschine. Auf einer Trommel von 2,50 m Durchmesser lag das Seil bis zu einer Dicke von 2 m drauf. Die Trommel  wies auf der Umrandung Markierungen mit den einzelnen Sohlen auf. Mit Hilfe eines Pfeiles konnte der Maschinist genau den Stand und die Höhe des Förderkorbes im Schacht ablesen.Je nach unterschiedlichem Gewicht der Wagen, zum Beispiel bei einem "Bergewagen"(einer mit Erz beladenen Lore), sackte der Korb entsprechend tiefer.Dann musste der Maschinist zum Ausgleich ein paar Zentimeter regulieren.In dem Maschinenhaus liefen die Trommeln gegenseitig.Sie bewegten sich entgegengesetzt, je nachdem ob sich ein Förderkorb unten im Schacht oder über Tag befand.Am hinteren Ende der Halle war der Kompressorraum untergebracht. Anfänglich genügte ein kleiner Kompressor. Später erweiterte man den Raum durch einen Anbau,um einen Dingler-Kompressor unterzubringen.Dieser arbeitete ähnlich wie eine Lokomotive mit Hilfe eines Zylinders. Der Zylinder maß eine Länge von zwei Meter.Davon erreichte ein Teilstück von einem Meter einen Durchmesser von 20 cm, während sich das Verbindungsteil auf 10 cm Durchmesser verringerte.

Förderkörbe

Während man auf der Grube Glückstal noch mit einstöckigen Förderkörben auskam, kamen auf der Grube Klappertshardt bereits zweistöckige Körbe zum Einsatz.Eine Fangvorrichtung bewirkte, dass automatisch, wenn ein Förderkorb hoch ging, zum Beispiel bei einem Bedienungsfehler des Maschinisten,der andere entsprechend zu tief aufsetzte. Trat dieser Vorfall ein, wurden dicke Eisenplatten mit unten abgeschrägter Ecke beim Überschreiten einer Markierung des zu hoch gestiegenen Förderkorbs nach oben gestoßen, so dass sich der Betrieb sofort abschaltete. Der zweite Korb sackte entgegengesetzt tiefer in den Bereich des sogenannten Schachtsumpfes, wo sich das Grubenwasser sammelte.

Förderturm

Der Förderturm der Grube Klappertshardt bestand aus einer Eisenkonstruktion und erreichte eine Höhe von ca. 20 m.

Erzverladung

Von der Erzlagerhalle führten Schienen bergab bis zur Verladerampe an der Straße. Zum Ziehen der Loren benutze man eine Haspel. Vor der Verladerampe befand sich eine Drehplatte.Die Verladerampe war so gebaut, dass ein LKW mit der Seite einer Ladefläche darunter fahren konnte. Die Erzverlader zogen dann die Bohlen hoch und kratzen das Erz herunter.

Stollenteufen und Schächte

Oberste Teufe war 60 m, es folgten Sohle zwei mit 90 m,die dritte mit 140 m und die vierte Sohle mit 200 m.Die 60m bzw. die 90 m-Sohlen waren am ergiebigsten. Die Wände des Paulaschachtes verstärkte Stahlbeton bis in einer Tiefe von 12 m. Über dem alten Schacht aus früherer Tätigkeit stand zum Schutz eine Baracke, die bereits Anfang der 20er-Jahre in sich zusammenfiel.
Das Sprengstoffmagazin
Dieses wurde nach der Stillegung der 140 m-Sohle dort in 150 m Entfernung zum Schacht eingerichtet. Hierfür baute man im Stollen einen Bunker.Die Munitionsausgabe oblag einem Fahrsteiger oder Hilfssteiger. Nur er durfte die Bunkertür aufschließen. Er führte auch über die Menge der ausgegebenen Munition Buch. Der Sprengstoff lagerte in Blechkisten mit jeweils drei Packungen Patronen und einer Packung Zünder. Es handelte sich zum Teil um elektrische Zünder und teilweise auch um Zündschnur-Zünder. Mittags nach Schichtende mußte der übrig gebliebene Sprengstoff eingetragen werden mit dem Vermerk, welche Menge verbraucht und wieviel Patronen noch übrig  blieben. Die Sprengungen führte die Nachtschicht immer morgens um halb sechs Uhr durch.

Ladevorgang der elektrischen Batterien für die Zugmaschine

Der ehemalige Stall des Grubenpferdes untertage diente später als Maschinenraum für die elektrische Zugmaschine. Hier wurden auch die häufig notwendigen Ladevorgänge der Batterien vorgenommen. Die Grubenlok arbeitete mit Hilfe von zwei Batterien, die eine Länge von 1,20 m, Breite von 70 cm und Höhe von 60 cm aufwiesen.Diese wurden mittels Kurbel von einer Maschine gedreht, an deren Kolben sich zwei Stecker befanden. Das Drehen des Sockels bewirkte, dass die Batterien rübergestülpt wurden. Dann schloss man sie an. Nach dem Aufladen wurde die Maschine per Hand um zwei Meter verschoben und die nächste Batterie aufgesetzt.Dieser Vorgang wiederholte sich täglich um halb elf morgens.

Die Arbeitsweise des Dingler-Kompressors

In dem Zylinder desselben befanden sich am oberen und unteren Teil Öffnungen zum Ansaugen der Luft. Mit Hilfe des zurück laufenden Kolbens wurde die Luft in das Innere des Zylinders hereingepresst.Am Schacht standen zwei Pressluftbehälter. Sie erreichten nicht das Volumen dessen von der Grube Glückstal im benachbarten Willerscheid. Dafür verfügte die Grube Klappertshardt über zwei Kessel. Nach dem Auffüllen des Kessels vernahm man akustisch,wie der Kompressor noch 2-3 Schläge machte,vergleichbar mit Hammerschlägen auf einen Eisenkessel. Der Dingler-Kompressor wurde 1934 an der Giebelseite der großen Halle am Trafo-Häuschen installiert. Dieser war insbesondere für den Ausbau der bis zum früheren Bergwerk Glückstal gehenden 200m-Sohle erforderlich. Für den Einbau des Dingler-Kompressors erweiterte man den Trafo zusätzlich um einen auf insgesamt drei Trafos.

Stollen und Aufhaue der Grube

Für die Belüftung bzw. Wetterführung sorgten sogenannte Aufhaue. Sie führten Frischluft von der 140 m auf die 90 m, von der 90 m auf die 60 m und von der 60 m-Sohle nach oben zu dem alten Schacht, "Alter Mann" genannt. Auf der 200 m-Sohle lief das Wasser mit etwas Gefälle Richtung Schacht zum Glückstal nach Hummerzheim. Der Stollen maß vom Schacht der Grube Klappertshardt bis nach Willerscheid zum sogenannten Bahnhof, wie die Bergleute diese durch Streckenteilung erreichte Erweiterung im Glückstal nannten, 1100 m. Dort schwenkte eine Strecke nach links und die andere führte vielleicht noch 70-80m gerade aus weiter. Im Glückstal suchte man auf der 200m-Sohle Erz in noch größerer Tiefe zu finden und teufte hierfür einen 50 m tiefen Blindschacht ab und trieb nach beiden Seiten zwei Querschläge von 25 bis 30 m, ohne jedoch fündig zu werden. Dies bedeutete Ende 1941 /1942 das Ende des Bergbaus in der Mutscheid. Die oberirdischen Anlagen der Grube Klappertshardt blieben mit Ausnahme des Förderturms bis heute erhalten. Nur den aus einer Eisenkonstruktion errichteten Förderturm ließ der Bergwerkseigner bereits 1942 nach der Stillegung des Betriebes als kriegswichtiges Material demontieren.

Fazit:

Die Bleierzgruben Glückstal und Klappertshardt haben nie die Größe anderer Bleibergwerke in der Region erlangt wie etwa die des Bleiberges in Mechernich, von Bleialf oder von Rescheid.Diese Aussage ist wohl historisch korrekt, denn sie richtet sich nach Belegschaftsstärke und Fördermenge im Vergleich zu den genannten Bergwerken. Immerhin erreichte man auf der Grube Klapprtshardt zeitweise eine Monatsförderung von etwa 500 t Bleierz. Für die Mutscheid waren die Bergwerke jedoch in Notzeiten immer ein enormer wirtschaftlicher Faktor, da sie den Bewohnern Arbeit und Brot brachten, wofür die Feldarbeit wegen der kargen Erträge nicht ausreichte.

Anmerkungen: 

1= Kaufmann, Karl-Leopold: Die alte Bleierzgrube in der Mutscheid.
          - In : DIE EIFEL, 38. Jahrgang 1937
      Edgar Fass: Glückstal,die Geschichte des einstigen Bergbaus in der Mutscheid
         - Im Jahrbuch Kreis Euskirchen 1986
       Glückstal und Klappertshardt
       Ein Rückblick auf die früheren Bleierzwerke Bleierzwerke in der Mutscheid
        -in Eifel-Jahrbuch 1990, S. 137 ff
       Knauer, Friedrich Karl: Die letzten Jahre des Bergbaus in der Mutscheid von 1934 bis
       1942
       Die Vereinsgemeinschaft Mutscheid anlässlich der 1100-Jahrfeier 893-1993 in 1993
2= Bärsch, Hinweis Könen, Anton vom 4.2.1998
       in Eiflia illustrata
3= vgl. Knauer S. 176
4= vgl. Knauer S. 202
5= vgl. Knauer S. 180
6= Knoll, Gerhard: Bergbau im Sahrbachtal
    - in Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1979

Fotos von Elisabeth Langenbach
      Zusammengefasst nach einer Befragung und Zeichnungen von Herrn Johann Becker, dem 
      letzten Lehrhauer der Grube Klappertshardt im September 1993 als einer der Zeitzeugen.
   




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