Donnerstag, 12. März 2020

Mutscheid (Bad Münstereifel) - Alter Bergbau

Aufnahmen von früheren Grubenanlagen in der Region Bad Münstereifel. Genauer von den Gruben Glückstal, Hürnigskopf und Klappertshardt. Sowie Aufnahmen der letzten 3 Bergleute, Mineralienfunde aus den Gruben und historische Fotos zum Bergbau aus der Zeit von 1920 bis 1941.


Sonntag, 26. Mai 2019



Beitrag aus dem Jahrbuch Kreis Euskirchen 1986 (S. 24ff)

Glückstal: Die Geschichte des einstigen Bergbaus in der Mutscheid

Von Edgar Fass


Im Glückstal bei Bad Münstereifel-Willerscheid künden heute außer dem Namen nur noch ein gemauerter Rundbogen über dem alten zusammengefallenen Stollenausgang,  ein kleines, wassergefülltes Staubecken und einige Abraumhalden von dem früheren Bergbau in der Mutscheid.
(* nachträglich eingefügt: Dazu gehört auch das heute denkmalgeschützte ehemalige Maschinenhaus am Ortsrand und die talabwärts gelegenen Gebäude der Schmelze).
Die Bergbaugeschichte des kleinen, aber nicht unbedeutenden Erzbergbaugebietes  im Münstereifeler Höhengebiet soll mit diesem Artikel wiedergegeben werden. Im Schrifttum fanden sich nur einige vereinzelte Hinweise;  größere Mineralienstufen dieser Gruben sind kaum noch vorhanden.  Darum gilt mein Dank den Bergleuten Karl Breuer und Peter Winand, die mit ihren Auskünften über ihre schwere Arbeit aller dort früher beschäftigten Bergleute eine Würdigung erhalten.
Bei der Mineralienbestimmung und der Beschreibung der geologischen Entwicklungsgeschichte haben Geologen geholfen.
Zum Konzessionsfeld des Grubengebietes Glückstal gehörten neben dem Christianschacht im Glückstal noch die Gruben Hürnigskopf bei Kirchsahr und Klappertshardt bei Hummerzheim in der Mutscheid als Eigentum der Stolberger Blei und Zink AG (s. Anmerkung 1).

Es wurden im Untertagebaubetrieb vorwiegend Blei- und Kupfererze,  aber auch Zink und Baryt (Schwerspat) abgebaut.  Die Bleimineralien enthielten außerdem noch etwas Silber.
Eine in etwa halbkreisförmige Erzlagerstättenzone erstreckt sich vom oberen Ahrgebiet bis in die Gegend von Mechernich.Die Bleierzgänge von Willerscheid und Hummerzheim in der Mutscheid sind ein Teil dieses erzhaltigen Streifens.Der kleine Ort Willerscheid liegt etwa zehn Kilometer südöstlich von Bad Münstereifel.
Als das Variskische Urgebirge, sozusagen ein Vorläufer des Rheinischen Schiefergebirges,  vor rund 300 Millionen Jahre gefaltet wurde, entstanden in den weichen Schiefergesteinsschichten  zahlreiche Klüfte (Verwerfungsspalten),  in denen heißes Wasser aus der Tiefe emporstieg, das mineralhaltige Lösungen enthielt. Das im Erdinnern aufgeheizte Wasser setzte in der Nähe der Oberfläche eine Reihe von wasserunlöslichen Mineralien an den Wänden der Spalten ab. Aus der Gesteinsspalte entstand dann im Laufe der Zeit ein Erzgang.

Geschichte des einheimischen Bergbaus

Der Beginn des bergmännischen Abbaus lässt sich heute nicht mehr feststellen. Er reicht jedoch in entfernte Zeit zurück. Aus römischer Zeit sind für das Glückstal keine Funde, die auf Bergbau schließen lassen, nachgewiesen.* Anno 1816 berichtet eine erste Quelle ** vom Bergbau im Glückstal mit Angaben zur Stärke der Belegschaft und der Förderleistungen im Jahre 1809.
Zu der Gemeinde Mutscheid,  die mit allen Ortschaften namentlich aufgeführt ist,  unter anderem auch " Glücksthal" mit 2 Häusern und 13 Einwohnern, heißt  es in einer Anmerkung: "Der Bergbau in dem Kirchspiel Mutscheid reicht in eine sehr entfernte Epoche hinauf ( Blei und Kupfer). Die Werke führen den Namen Glücksthal ( s. Anmerkung 2).Im Jahre 1809 waren der Arbeiter 51. Man hatte 476  Ctr. Bley gewinnen können. Der Ctr. Bley hält 4 Loth Silber"( s. Anmerkung 3).



  Im Jahre 1942 wurde die letzte Erzgrube geschlossen ( ***)


Das Lot, ein früher gebräuchliches altes Edelmetall- und Münzgewicht entsprach 1/16 Mark=196-280 g ( s. Anmerkung 4).
Für die Grube Glückstal gibt es aus dem Jahre 1857 einen weiteren Nachweis. Ein Herr Gustav Heinrich, Grubendirektor, schrieb am 26. November 1895 von der Grube St. Marienberg bei Unkel an das Bürgermeisteramt Münstereifel einen Brief mit der Einleitung: "Im Jahre 1857 reiste ich zu einem Bergwerk Glücksthal bei Mutscheid"( s. Anmerkung 5).
Nach einem alten Gruppenfoto mit dem Grubenpersonal aus dem Jahre 1901 war damals das Bergwerk mit dem Christianschacht im Glückstal noch in Betrieb.Im Jahre 1911 soll der Bergbaubetrieb eingestellt worden sein, weil verbesserte Pumpanlagen fehlten, mit deren Hilfe die Erzgänge in größeren Tiefen erschlossen werden konnten.(****)

Es haben dort zuletzt etwa 65 Personen als Bergleute bzw. als Zulieferer in Handwerksberufen(Schmied, Zimmerer und Fuhrleute)gearbeitet.
Die letzte Schachtanlage des Grubenfeldes mit dem Namen Klappertshardt nahe der Ortschaft Hummerzheim eröffnete zuletzt 1935 den Abbaubetrieb. Es soll dies bereits die dritte Wiederaufnahme der Fördertätigkeit gewesen sein.Über die Jahreszahlen früherer Erzförderungen ist nichts mehr bekannt.Im Jahre 1934 begannen die Arbeiten für das Abteufen des Schachtes. Nach anfangs guter Förderleistung lohnte sich ein Ausbau der in größerer Tiefe vorkommenden Erzgänge nicht mehr.Im Jahre 1942 kam das Ende für den Bergbau im Höhengebiet.
Die Grube Klappertshardt gab bis zu 100 Personen Arbeit und Brot.




 Bergarbeiter der Grube Glückstal im Jahre 1901 (*****)


Geologie und Zusammensetzung der Mineralien

Der hangende, 150 ° streichende Gang ist zwei bis vier Meter mächtig,  während der liegende Gang acht bis zwölf Meter Mächtigkeit erreicht und 120° streicht(s. Anmerkung 6). Die Hauptmasse der Erzgänge besteht aus Quarz (z.T. Bergkristall), der aus gelöster Kieselsäure entstanden ist.Die taube Gangmasse ist Schiefer- und Sedimentgestein.
Der Bleierzgang war oft nur armdick, manchmal aber auch bis zu 1/2 Meter mächtig. Die Ausfüllung der Erzgänge besteht aus zumeist nesterweise verteilten Blei- und Kupfererzen( Bleiglanz und Kupferkies, seltener Buntkupfererz -Bornit)-, untergeordnet auch aus Zinkblende. Das Muttergestein besteht vorwiegend aus Quarz.Die Bleiminerale enthielten zusätzlich einen beachtlichen Silberanteil.Spuren von Malachit, Spateisenstein und Dolomit sind in geringem Umfang nachgewiesen.Hingegen findet sich häufig weißer Schwerspat (Baryt) als Ausfüllung bzw. Begleitmineral der anderen Erze.
Als Hohlraumausfüllung kam häufiger auch Bergkristall vor, meist als igelförmige Gruppen von Kappenquarz. Manchmal sind die Quarzkristalle durch Mineralieneinflüsse (Beimengung von Mangan und Eisen)gelbbraun gefärbt. Das angrenzende Gestein ist mit schmalen Schnüren und Adern von Bleiglanz und von Schwärmen kleiner Einsprengungen von Bleiglanz und Kupfererzen durchsetzt. Siue erreichen zumeist nur einen Durchmesser von wenigen Millimetern bis zu Erbsengröße; ganz selten bis zu faustgroßen Klumpen. In Quarzdrusen bildet der Bleiglanz auch kleine Kristalle,  die in Würfelform gut ausgebildet sind. Meist sind diese Kristalle jedoch im Baryt eingewachsen.
Im vorigen Jahrhundert schlugen die Bergleute im Christianschacht der Grube Glückstal Erz und Gestein noch mit Spitzhacken, sog. Keilhauen,  aus der Wand. Über dem Schachteingang der Grube am Ortsrand von Willerscheid stand der Förderturm.Das Rad des Förderturms zog an einem Drahtseil die Körbe mit gefüllten Erzwagen (Loren) in die Höhe.Eine mit Kohle beheizte Dampfmaschine lieferte die Energie. Förderturm und Schornstein der Anlage wurden nach dem 1. Weltkrieg abgerissen.Einen Stollenausgang (sog. Stollenmundloch)mit gemauertem Rundbogen aus Grauwackesteinen gab es im Glückstal.Dieser Rundbogen ist der letzte noch erhaltene Teil des Bergwerks (******).Vor dem Stollenausgang ist der Talgrund teilweise mit einer planierten  Fläche aus Abraum angeschüttet.Dort stand damals das Haus des Steigers mit den Mannschaftsräumen für die Belegschaft.Am Ostrand des Dorfes oberhalb des Tales findet man noch weitere zugewachsene Haldenflächen.
Das Grubenwasser wurde in einen Stauweiher geleitet und von dort bei Bedarf weiter unterhalb, dem Verlauf eines kleinen Baches folgend,  zur Bleiwäsche.  Diesen, mit einem Erdwall eingefassten Platz erkennt man heute noch an dem fehlenden Pflanzenwuchs. Das hier ausgewaschene Roherz transportierte man auf Ochsen- und Pferdefuhrwerken zur Bahnstation Schuld an der Ahr und von dort mit der Eisenbahn zur Schmelzhütte. Es soll im vorigen Jahrhundert sogar Männer gegeben haben, die dass ausgewaschene Roherz in kleinen Säckchen zu Fuß nach Schuld schleppten.

Schachtanlage Klappertshardt

Der Schachteingang mit dem Förderturm stand auf der gleichnamigen Anhöhe.Man trieb vom senkrechten Schacht waagerechte Stollen in den Berg,  die dem Erzgang folgten. Es ergeben sich für die Grube Klappertshardt folgende Teufen:  60-Meter, 90- Meter, 120- Meter(*******)und 200- Meter-Sohle.Mit der 200- Meter-Sohle erreichte man hier die größte Tiefe und eine Stollenlänge von 1 200 Metern.Dieser Stollen stellte auch die Verbindung zum aufgegebenen Christianschacht  im Glückstal her. Das ständig aus denm Berg in die Stollen einströmende Wasser machte einen ununterbrochenen Einsatz von Pumpen erforderlich.Beim Anschluss an den überfluteten alten Stollen strömte soviel Wasser in den Verbindungsstollen,  dass die Pumpen die hereinbrechende Wassermenge nicht mehr schafften und die Bergleute sich über den Notausstieg (Aufhau) in Sicherheit bringen mussten. Auf den Stollen der tiefsten 200-Meter-Sohle lastete ein erheblicher Gebirgsdruck. Man baute daher dort als Stützmaterial für die Streben nur Eichenstämme ein. Die senkrechten Stämme (Streben) nannten die Bergleute Stempel, die waagerecht schützenden Kappe.Der Eichenstreb hatte eine Höhe von etwa zwei Metern.Ein Stolleneinbruch,  der zum Glück für die Bergarbeiter glimpflich verlief,  brachte einmal ein Teilstück des Stollens von 20 Meter Länge zum Einsturz. Die hinter der Einsturzstelle am Streckenvortrieb Eingeschlossenen konnten über Berge von Geröll und Gesteinschutt durch einen schmalen Durchlass befreit werden.

Technischer Fortschritt

Der technische Fortschritt erleichterte durch den Einsatz der Abbauhammer (Drucklufthammer) und Dynamitstangen die schwere Arbeit. Die Arbeit im Stollen ging so vonstatten:


                 

                                         Alter Stollenrundbogen vom Christianschacht im Glückstal

Nach der Sprengung des erzhaltigen Gesteins beladen die Schlepper vor Ort die kleinen Loren und schieben sie zum Schacht,  wo sie in den Förderkorb verladen werden. Später zogen Pferde und zuletzt eine Zugmaschine die Loren.
Unter Tage herrschte ein feuchtheißes Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit.Dazu tropfte und regnete ständig Wasser von der Decke,so dass die Arbeitsbedingungen als schwierig galten.Dies machte eine dauernde Frischluftzufuhr (sog. Wetterführung) erforderlich. Die überflüssigen Seiten der Stollen verpackte man mit Abraumgestein. Den Notausstieg nannten die Bergmänner im einheimischen Dialekt "Ophau" (Aufhau).
Für die Arbeit unter Tage benutzten sie das Geleucht---offene, mit Karbid genährte Grubenlampen.
Das heraussortierte Erz lagerte man in einer Halle.Es wurde ohne Vorwäsche mit Schaufeln auf einen Lastkraftwagen geladen und zur Bahnstation Schuld/Ahr, später auch noch weiter gefahren.

Auf dem Förderturm stand folgender Spruch:

Es grünet die Tanne,
es wachse das Erz,
Gott schenke dem Bergmann
ein fröhliches Herz.
                                                          Glückauf!

Quellennachweise:

Anmerkung 1: Heimatgeschichte Kreis Ahrweiler 1984, Pioniergeist im 20.Jh.,Carl Hürth und der Bergbau im oberen Ahrgebiet S. 159- 162 Anmerkung 2: alte Schreibweise , heute Glückstal

Anmerkung 3: Heimatkalender Kreis Euskirchen 1969, Seite 73." Eine Beschreibung des Cantons (Kreis) Rheinbach aus dem Jahre 1816

Anmerkung 4: lt. Lexikon

Anmerkung 5: entn. der Frühgeschichte des St. -Michaelsberges von Dr. Rudi Creutz, S. 51
Anmerkung 6: aus Mineralienfundstellen Rheinland-Pfalz, S.23, Ziff. 4 Willerscheid

nachstehende Hinweise vom Verfasser nachträglich hinzugefügt

*= außerdem das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Maschinenhaus am Ortsrand von Willerscheid
**= eine Urkunde von 1539 bezeugt die Anfänge der bergbaulichen Tätigkeit: bzgl. Verpfändung der Kirchspiele Mutscheid und Rupperath durch den Kölner Erzbischof Hermann V. mit Genehmigung des Domkapitels für 2000 Goldgülden an Diedrich von Orsbeck
*** = der Text wurde irrtümlich vertauscht bzg. ist dem nachfolgenden Foto zuzuordnen
****= die Einstellung des Grubenbetriebs erfolgte bereits 1903. Im Jahre 1911 erst  erlosch für die letzten Bergleute die Mitgliedschaft im Knappschaftsverein
*****= Der Text gehört zu dem vorhergehenden Foto
******= zudem das noch vorhandene und denkmalgeschützte Maschinenhaus mit einheimischer Grauwacke
******* = die dritte Sohle hatte statt 120 m eine Teufe von 140 m




Mittwoch, 8. Mai 2019


Beitrag aus Eifeljahrbuch 1989

Glückliche Rettung auf Sohle 200
      oder die verspätete Weihnacht
                                    

           Eine Bergwerksgeschichte

                                    Edgar Fass


Eisig rauscht der Wind durch das Gehölz über dem Talgrund und fegt der kleinem Gruppe Männer Schneekristalle ins wettergegerbte und von der Mühsal des Alltags gezeichnete Gesicht.In der einen Hand kämpft die spärliche Flamme der Karbid-Grubenlampe gegen das Erlöschen,während die andere Hand fest die Tasche mit dem kargen Essvorrat und der teegefüllten Blechflasche für die bevorstehende Schicht im Erzbergwerk Glückstal umklammert. Bis auf den üblichen Bergmannsgruß "Glück auf" spricht niemand ein Wort an diesem kalten Wintermorgen.

Nur hin und wieder unterbricht ein trockener Husten oder das Paffen einer Pfeife die Stille.Das fahle Dämmerlicht des frühen Morgens und das Schneetreiben am Tage des Heiligen Abends lassen nur schemenhaft die Umrisse des kleinen Eifeldorfes erkennen.Mühsam bahnen sich die Füße einen Weg durch den hohen Schnee des ausgetretenen Pfades.Das ununterbrochene Zischen und Stampfen der Dampfmaschine kündigt das Nahen der Bergwerksanlage an.

Bald tauchen das Stahlgerüst des Förderturmes und die Gebäude der Tagesanlage der Grube im dunstigen  und wolkenverhangenen Himmel vor ihnen auf.Gerade verlassen einige Loren ratternd den Korb,aus denen müde,verstaubte und verschwitzte Gesichter hervorlugen.

Bald aber kommt Leben in die Gruppe dieser Bergarbeiter,die ihre Schicht beendet haben."Glück auf" schallt es den zur Schichtübernahme angekommenen Kameraden entgegen. Die Männer kennen sich untereinander schon lange auf der Bleierzgrube, im Sprachgebrauch "Pütt" genannt. Sie kommen alle aus den nahen Dörfern oder den angrenzenden Gemeinden der Umgebung.Niemand fährt freiwillig in den Berg mit dem Blei, alle treibt sie die Not und bittere Armut und die Aussicht auf ein bisschen Geld unter Tage. Die Landwirtschaft auf den steilen und steinigen Äckern und feuchten Talwiesen gibt nicht ausreichend Brot, um die Familie mit den zahlreichen hungrigen Mägen zu ernähren.Auch die Arbeit als Tagelöhner in der Forstwirtschaft oder den Sägewerken bringt nicht viel.Andere Industrie oder Erwerbsmöglichkeiten gibt es in diesem verlassenen Winkel der Eifel nicht.
Sie alle wissen um die gefährliche schleichende Wirkung des Bleistaubs,der den Lungen zusetzt und den Körper allmählich vergiftet.Das tägliche Glas Milch nach jeder Schicht als Gegenmittel kann da auch nicht viel helfen. Den meisten Bergleuten fehlen nach jahrelanger Arbeit im Blei bereits die Zähne.Sie kennen dieses untrügliche Zeichen der fortgeschrittenen  schleichenden Vergiftung.Es dauert dann nicht mehr lange, bis es mit der Arbeit im Pütt vorbei ist.Dann fesselt sie die "Bleikränk", die schon viele vor ihnen dahinsiechen ließ. ans Haus und den Platz am Ofen. Läßt sich halt nicht ändern, so geht es ihnen durch den Kopf, diese Schicht noch, dann bin ich zum Weihnachtsfest wieder daheim im trauten Kreis der Familie.Mit den wenigen übrig gebliebenen Groschen erstand man für die Kinder einige Spielsachen aus einfachem Holz. Dazu kommt ein Teller mit Plätzchen und für jeden ein Bratapfel.Nach der Christmette gibt es für alle nach langer Zeit endlich wieder ein Stück Fleisch.In der ärmlichen Stube hat die Frau einen kleinen Christbaum aufgestellt,der dann mit Silberkugeln geschmückt im Kerzenschein erstrahlt. Darunter findet sich dann die Kinderschar mit leuchtenden Augen ein.Noch einige Stunden harte Arbeit, dann ist endlich mal Ruhe für die geschundenen und schmerzenden Gelenke.

Da reißt sie die schneidende Stimme des Reviersteigers jäh aus ihren Träumen." Glück auf ihr Männer, vüran jemaat, de Berch waart op üch" ,so hallt es durch den kalten Wintermorgen. Sie kennen ihn nur zu gut. Sein strenges und militärisches Auftreten macht ihn zum unbeliebtesten Mann der Belegschaft.Immer wieder treibt er die ermüdeten Kräfte zur Arbeit an.Ein kurzes Rasten oder Verschnaufen außerhalb der wenigen Pausen duldet er nicht.Er taucht oft unvermittelt aus dem Dunkel  des Stollens auf oder steht hinter einem der hölzernen Grubenpfeiler, um dann unerwartet hervorzutreten und die Kumpel zurechtzuweisen oder zu tadeln, wenn ihm die Arbeit nicht schnell genug vonstatten geht.Die Arbeit vor Ort, in der nur von ihren Karbidlampen  spärlich erhellten stickigen Luft, macht den Männern im Stollen zu schaffen. Keuchend und rasselnd geht der Atem,während der schwere Presslufthammer schmerzhaft in den ungeschützten Ohren dröhnt.Die misstrauischen Augen des Reviersteigers wachen über alles. Wen er beim heimlichen  Wegstecken einer der schönen und bei Sammlern begehrten Erzstufen ertappt, meldet er unbarmherzig der Grubenleitung, was sofortige Kündigung zur Folge hat. Er scheint ständig im Einsatz zu sein. Mal gibt er den Hauern vor Ort fachmännisch Anweisungen, prüft in der Sprengkammer die Mischung des Pulvers, untersucht einen Erzklumpen oder begutachtet frisch geliefertes Grubenholz.

Die Untergebenen müssen ihn halt ertragen. Dafür sind seine Maßnahmen zwecks Steigerung der Förderkapazitäten und Kenntnisse von Geologie und Bergbautechnik von der Grubenleitung und den Besitzern geschätzt.Bei den Festlichkeiten im Dörfchen oder der einzigen Wirtschaft ist er nur selten zu Gast, und dem sonntäglichen Gottesdienst in der Pfarrkirche bleibt er fern.Er war ein Fremder, Eingeheirateter in der Eifel und blieb den Einheimischen fremd.

Die Kumpel stellen in einem kleinen Seitenraum der Tagesanlage ihre Tasche ab und hängen ihre Wollmäntel und handgestrickte Pullover neben der Wasche an die für sie reservierten Plätze und vertauschen sie mit bleigrauen Gummisachen. Diese wasserdichte Kleidung schützt sie einigermaßen vor den unablässig von der Stollendecke herabregnenden Tropfen. Helme zum Schutz gegen herabstürzendes Gestein kennen sie nicht.Der Streb im eichenhölzernen Schildausbau sichert die Bergleute.Bei einem Einsturz der bröckligen Gesteinsdecke und Durchschlagen des hölzernen Schutzschildes würden ihnen selbst Helme nicht viel nützen. Diese Gefahr ist immer gegenwärtig,denn in der Tiefe lastet der Berg schwer auf den Stollendecken. Gemeinsam marschieren die Männer der Frühschicht in einer Reihe zum Fahrschacht. Dort wartet bereits der Förderkorb. Der Förderkorb ist derFahrstuhl, ein großes eisernes Gestell mit mehreren Etagen. Auf den Böden sind Gleisstücke montiert,  an der Wand hängen Ketten zum festhalten. Mit einem Schlagkolben hämmert der Reviersteiger dreimal gegen das Eisenblech am Gitter des Fahrkorbes, das Zeichen der Fahrbereitschaft für den Maschinisten der Förderanlage.  Das Schutzgitter rasselt runter,  ein kurzer Ruck,  und schon gleitet der Korb mit den Grubenarbeitern langsam und stetig abwärts in den Schacht. Es ist dunkel, durch die Sicherheitsgitter links und rechts sieht man das Mauerwerk,die Spurlatten vorbei huschen.Es zieht vom Fahrtwind, man spürt ein leichtes Druckgefühl in den Ohren. Nach einer kurzen Zeitspanne erreichen sie den Füllort  auf der mit 200 m tiefsten Sohle der Schachtanlage.Ein zweimaliges kräftiges Klopfen mit dem Hämmerchen gegen das Eisenblech signalisiert dem Maschinisten das Verlassen und Entladen des Förderkorbs.  Die Männer stehen in einem hallenartigen und erleuchteten Raum, wo Material oder "Berge" ankommen. Hier unten weht eine kühle Brise,  der Wetterstrom,  der unverbrauchte Luft zuführt.

In einer zum Stall ausgebauten Nische wartet der Fuhrmann mit dem Grubenpferd Fritz,  einem kräftigen Tier der sog. belgischen Rasse.Es ist ein treues Geschöpf und allen im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen.  Viele jahre verbrachte es in der Dunkelheit des Berges und zieht unermüdlich tagein,  tagaus die Kipploren auf den Schmalspurgleisen  durch die nur von seiner Laterne spärlich erhellten Stollengänge zum Förderschacht.Ungezählte Kilometer hat es so mit schwerer Last zurückgelegt. Der Lichtmangel ließ das Arbeitspferd nahezu erblinden. Es wird wohl bald das Los aller Grubenpferde teilen,  die blind und verstaubt im Dunkel das Zeitliche segnen.  Schnaubend und mit traurigen Augen steht Fritz in seinem Bretterschlag. Eine Portion Hafer brachte ihn nach der letzten Streckentour wieder zu Kräften. Der Fuhrmann tätschelt ihm anerkennend den Hals und führt es dann behutsam zu den mit den männern und ihrem Arbeitsgerät beladenen Loren. Bald ist es im Geschirr angespannt. Nach dem Befehl "jöh" zieht das Grubenpferd langsam an. Trotz der drohenden Erblindung findet es dank der Lenkung mit dem Zaumzeug  noch immer sicher seinen Weg. Der Zug biegt in das Dunkel der Richtstrecke ein und ist nach etwa 1200 m am Ziel, dem Ende der Ausbaustrecke. Zu Fuß geht es dann weiter zur Sohle, zum Streb,dem Abbau vor Ort.Der Weg ist abschüssig, die stickige und feuchte Luft macht den Atem schwer, Wasser tropft von den Wänden. Die Augen der Männer gewöhnen sich nur langsam an die spärlich von ihren Karbidlampen erhellte Dunkelheit.

Die Schicht besteht wie üblich aus 12 Personen. Neben dem Reviersteiger und dem Sprengmeister sind es 3 Hauer, die vor Ort mit dem Presslufthammer arbeiten, 2 Zimmerer,die den neuen Streckenvortrieb mit dem Grubenholz sichern und 4 "Schlepper". Die Arbeit der letztgenannten besteht darin, nach der Sprengung den Gesteinsschutt in die Seitenwände des aufgelassenen Stollens zu verpacken, größere Felsbrocken nit Hammer und Schlegel zu zerkleinen, Überhänge mit der Keilhaue von Wänden und Decke zu lösen und das Beladen der Loren mit dem aussortierten erzhaltigen Gestein. Letzter aus der Gruppe ist der bereits erwähnte Fuhrmann.

Nach der Ankunft überprüft der Reviersteiger kurz das Arbeitsgerät der Männer, ob die keilhauen und Schlegel vom Dorfschmied auch scharf genug geschliffen sind. Das anstehende harte und zähe Gestein läßt die Werkzeuge schnell stumpf werden.Prüfend fährt seine Hand über die Eisenspitzen.Brummend händigt er den Schleppern das Handwerkszeug aus.Er gibt kurz Anweisung an den Fuhrmann, dass die Zimmerleute gegen 12.00 Uhr Mittag mit einigen Loren Grubenholz vor Ort eintreffen sollen.Wegen des Bergdrucks können sie auf dieser tiefen Sohle nur dickstämmiges und bestes Eichenholz aus dem Gemeindewald verbauen. Eine bestellte Fuhre soll vormittags vom Lieferanten  mit Pferdegespann noch gebracht werden, denn der Vorrat ist aufgebraucht. Seine letzte Frage an den Sprengmeister und Grubeningenieur gilt den Pumpen, ob diese auf Hochtouren laufen. Denn bei der fortschreitenden Tiefe strömt zunehmend Grubenwasser ein.

                                       
                                        Der alte Stollenrundbogen vom Christianschacht im Glückstal ( s. Anm.)
Dann kommt sein kurzer und strenger Befehl: "Auf Männer, an die Arbeit".Noch ein hastiger Schluck heißen Tees aus der Aluminiumflasche, dann nimmt jeder seine Karbidlampe und das ihm bestimmte Arbeitsgerät und begibt sich vor Ort.
Im Dörfchen sind sie inzwischen auch schon emsig bei der Arbeit.Für das Weihnachtsfest will man gerüstet sein,  und es gibt noch viel zu tun.Das Vieh im engen Stall muß versorgt werden, die Stuben sind zu putzen, und das Weihnachtsbäumchen wartet noch auf seinen Festtagsschmuck. Die Mutter schickt die älteren Kinder zum Häckseln und Strohschneiden und zu Füttern der blökenden Kühe in den Stall.Bis zur abendlichen Christmette um 22.00 Uhr soll alles fertig sein. Da ist ja auch noch der Braten herzurichten, die Kleinsten zu versorgen und der Gabentisch zu bereiten.

Der abends von der Arbeit müde heimkehrende Vater soll nicht mehr mit anpacken brauchen  und sich erst einmal auf der Bank am Ofen ausstrecken können, bevor es zur Kirche geht.So vergehen die Stunden mit emsiger Arbeit.Mit krummgebeugten Rücken sind die älteren  Leute dabei,  die Dorfstraße mit Reisigbesen vom Schnee zu säubern.

In der Tiefe des Berges verzieht gerade die Rauch- und Staubwolke nach der letzten Sprengung.Nur schemenhaft sind die Bergmänner in ihrer grauen Kluft auszumachen.Sie müssen schreien, um sich verständlich zu machen.Der Reviersteiger sieht fragend zu dem Sprengmeister der Grube hinüber.Dieser nickt und sagt im derben Eifeler Platt der Einheimischen: " Mir könne john."
Langsam tasten sie sich über das aus der Wand gesprengte erzhaltige Gestein zum neuen Streckenvortrieb.Die Luft ist noch mit beißendem Pulvergeruch und einem dichten Staubschleier erfüllt. Dieser verzieht sich jedoch bald in Richtung des vor kurzem neu eingebauten Belüftungsschachtes.
Metallisch schimmert der Bleiglanz im fahlen flackernden Licht ihrer Grubenlampen.Die Erzader erweiterte sich von bisher nur Armdicke auf unerwartet 1/2m Mächtigkeit,  stellt der Reviersteiger angenehm überrascht fest.Der Boden und die Wände sind durch die feinen aufgewirbelten Bleiglanzpartikel silbrig wie mit einer Rauhreifschicht bedeckt. Es bietet sich ihnen ein märchenhafter Anblick.


  Igelförmiger Kappenquarz (Bergkristall) von der Grube Glückstal/Eifel
                                       

Da schillert und funkelt es in allen Farbtönen über kupferrot,  bronzegelb und blattgrün der verschiedenen Mineralien.Edelsteingleich leuchten in den Hohlräumen der Gesteinsschichten igelförmige Gruppen von zentimetergroßern Bergkristallen und Quarzen. Neben der Bleierzader sind in dem angrenzenden Gestein nesterweise verteilte faustgroße Einschlüsse von Kupfermineralien, die in den Farbtönen von goldgelb über mattgrün bis purpurviolett strahlen.Auch an Schwerspat, einem für Erdölbohrungen  gesuchtem Ballaststoff, mangelt es nicht.

Der Reviersteiger klaubt einen Brocken Erz vom Boden auf und wiegt ihn abschätzend in der Hand.Das bringt reichlich Ausbeute und einige Loren gutes Erz,überlegt er sich. Hoffentlich verhindert der viele Neuschnee nicht die Anlieferung des zum Stollenausbau benötigten Grubenholzes. Vermehrt von der Decke herabtropfendes Wasser und abbrechendes Gestein an den Wänden mahnen zur Vorssicht. Das anstehende Schiefergestein scheint diesmal ziemlich porös und brüchig zu sein. "Schiefersteen", brummt der Sprengmeister, "do bruche me joodes Eecheholz zo bascht".Der Reviersteiger entgegnet: "Lure me noh, op dat Jroveholz anjekumme es, sons stomme do". Sie kommen beim Zurückgehen an den Männern vorbei,  die im alten Streckenabschnitt noch taubes Abraumgestein in den Seitenwänden verbauen.
Im dämmrigen Licht markieren das Weiße im Auge oder eine Zahnreihe im verstaubten Gesicht den mutigen Menschen im Gebirge."Männ, beiilt üch, et kütt vell Arbeet op üch zo". Er läßt sich mit einer halb beladenen Lore zum Förderschacht zurückbringen und per Förderkorb ans Tageslicht bringen.

Oben erwarten ihn schon der Bergwerksdirektor und die Zimmerleute mit ernster Miene.Der dringend erwartete Holztransport war nicht angekommen.Ein Bote brachte die böse Nachricht, dass die Fuhrwerke im Münstereifeler Wald wegen des tiefen Neuschnees steckenblieben und die Lieferung daher erst nach dem Fest möglich sei."Bis dahin können wir nicht warten",meint der Bergwerksdirektor zum Reviersteiger,  "die Arbeit darf nicht unterbrochen werden. Es steht sonst die Existenz unserer Grube auf dem Spiel. Die Straße talabwärts zum Verladebahnhof Schuld ist für unsere Erzfuhrwerke noch einigermaßen passierbar, und nach den Feiertagen braucht man in der Erzschmelze dringend unser Rohblei,  damit die Lieferfristen gegenüber der Industrie eingehalten werden. Bleierz wird im Moment überall auf der Welt von der Konkurrenz spottbillig angeboten,  da ist mehr Angebot als Nachfrage.Einen Ausfall dürfen wir uns nicht erlauben, koste es,  was es wolle. Das würde den Verlust unseres Abnehmers bedeuten, und ihr alle verliert wie die da unten eure Stelle, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.Also, worauf wartet ihr noch". Er sah ungeduldig auf seine silberne Taschenuhr,steckte sich eine dicke Zigarre an und ging von dannen.
"Ich sehe,  was sich machen läßt", rief der Reviersteiger ihm nach und lüftete kurz seine Militärmütze, ein Überbleibsel vom letzten Krieg.

Dann lässt er sich wieder vor Ort bringen. Er weiß, dass ihnen keine andere Wahl bleibt,  ansonsten kostet es den Job. Er muss die Männer trotz der Einsturzgefahr im noch nicht gesicherten Streckenabschnitt arbeiten und das Verladen des Erzes durchführen lassen.
"Herhüre, Männ" spricht er mit heiserer Stimme die Kumpel vor Ort an." Das scheußliche Wetter ließ den Transport des frischen Grubenholzes nicht zu. Unsere Grubenleitung besteht darauf,  dass das in dieser Schicht gesprengte Erz noch abgebaut und zutage gefördert wird.Es geht um die unbedingte Einhaltung der Vertragslieferung an die Schmelzhütte im Tal,  darum müssen wir es wagen".Er blickt in ihre verstaubten,  verschwitzten Gesichter,  aus denen ihn Augen ernst ansehen. Aber kein Murren oder ablehnendes Wort kommt über ihre Lippen. Sie sehen sich gegenseitig schweigend an,  einige schütteln den Kopf. Schließlich nimmt die Arbeitsgruppe wortlos ihre Schaufeln, Keilhauen und schweren Hämmer und geht zum Stollenaufriß in die Dunkelheit des Berges hinein.

Der Reviersteiger ruft die Hauer zu sich,  um einen weiteren Streckenvortrieb zu beratschlagen. Bald darauf erfüllt das Dröhnen der Hammerschläge und Pochen der Keilhauen den unterirdischen Gang. Das Zusammenspiel in der Gruppe funktioniert wie gewohnt. "Vell Erz un vell Arbeet",  keucht einer der Männer. Aber ihnen ist im Angesicht der Gefahr nicht ganz wohl. " Seht nur die Risse in der spröden Wand",  deutet der Älteste und Erfahrenste von Ihnen auf eine tiefe Gesteinsspalte,  aus der sich bei jedem Hammerschlag kleine Stücke lösen. "Hoffentlich geht das gut",  meint sein Gegenüber und verzieht bedenklich das Gesicht. Unsere Schicht muss es schaffen", meint sein früherer Klassenkamerad aus gemeinsamen Tagen in der Dorfschule, "sonst tobt der Alte und unseren Posten sind wir auch los"." Morgen ist Weihnachten", entfährt es einem schmächtigen Jungknappen mit blassem Gesicht, " da darf ich nicht mit Entlassungspapieren zu Hause ankommen. Neue Arbeitskräfte findet der Anwerber vom Pütt bei den vielen Arbeitslosen mehr als genug. Und wo finde ich neue Arbeit?". " Watt soll et, et wed at joot john", meint ihr Grubenältester und Wortführer. " je schneller mir et schaffe, um so beister; vielleicht gibt es noch ein paar Pfennige Sonderprämie". Und keilt seinen Schlegel in einen schweren Erzbrocken.

Ununterbrochen erschüttern schwere Hammerschläge den Stollen. Jedesmal poltern jetzt schon größere größere Klumpen von der Decke, begleitet von ganzen Sturzbächen des gefürchteten Grubenwassers,  das unkontrollierbar sein kann und bei Versagen der Pumpen den Stollen absaufen lässt, wie vor einigen Monaten auf der Sohle 120 m geschehen. Damals mussten sich die Männer eiligst über die Eisenleitern eines Aufhaus in Sicherheit bringen.

Aller Gefahren ungeachtet geht die Arbeit weiter. Da auf einmal scheint der Berg zu beben und zu ächzen

Vergrößerter Bleiglanzoktaeder von der Grube Glückstal in der Eifel

                             

                                                                  
Knirschend und polternd bricht die Decke des Stollens über ihnen ohrenbetäubend herab. Sie können  gerade noch bis an die Wand des Gangendes stürzen.Die Männer müssen in der Finsternis beklommen und entsetzt feststellen, dass sie zwar davongekommen, jedoch vom rettenden Ausgang abgeschnitten und nur im wenige Meter Durchmesser kleinen Hohlraum gefangen sind.Der Gang ist durch riesige Geröllmassen versperrt. Bis auf einige Schrammen sind sie zwar unverletzt, aber es bleibt für die Eingeschlossenen nur wenig Sauerstoff und die kleine Hoffnung, dass sie rechtzeitig befreit werden können, bevor sie qualvoll ersticken.  

Der Reviersteiger schlägt entsetzt die Hände vor sein Gesicht,  als er das Ausmaß des Unglücks erkennt. Die Hauer in seiner Nähe fragen sich erschrocken, ob ihre Kameraden da vorne noch leben.Sie befürchten alle das Schlimmste. Der Bergsturz erstreckt sich auf einer Länge von 20 Metern.Fieberhaft beginnen sie,  mit ihren bloßen Händen im Gesteinsschutt zu wühlen und Geröll wegzuräumen. Der Einsatz des Presslufthammers oder gar eine Sprengung der Hindernisse verbieten sich wegen der Erschütterungen und weiterer Einsturzgefahr.  




Tafeliger Calcit (vergrößert) von der Grube Glückstal/Eifel
                                                                     

" Sprengmeister , schnell, sag oben Bescheid und hol Hilfe, und dass die Frischluftzufuhr auf Hochtouren arbeitet. Vielleicht kann durch Ritzen und Hohlräume durch den Gesteinsberg wenigstens etwas Sauerstoff nach vorne eindringen.Der Angesprochene rennt los und kommt keuchend am Fahrschacht an,  wo er in den leeren Förderkorb springt und bald oben anlangt. Er eilt sofort zum Maschinisten und lässt diesen Alarm geben.
Die schrille Alarmglocke dröhnt durch den Winterhimmel und lässt die Menschen in dem armen Eifeldorf erschauern.Sie wissen nur zu gut, was das bedeutet.Es ist ein Unglück im Berg geschehen,  und es steht das Leben ihrer Männer und Väter auf dem Spiel. Hier kennt jeder jeden, Freude und Leid schweißen sie in ihrem kargen Dasein zusammen. In fast jeder Familie ist der Bergmannsberuf Tradition.

Bald nach dem Alarmzeichen laufen die Männer der dienstfreien Schichten noch schlaftrunken mit irgend einem Gerät zum Förderturm hinunter, immer wieder knietief im hohen Schnee einsinkend. Kräftige Hände laden rasch einige Seilwinden auf einen  Ochsenkarren. Auch in den anderen Dörfern des Kirchspiels vernehmen sie das Alarmsignal, dessen Heulton schauerlich von den Bergen zurückhallt.  Sofort spannen sie überall Wagen mit Pferden oder Ochsen an,  um auch zur Hilfe zu eilen. Unter ihnen sind auch der einzige Arzt des Höhengebietes  und der Pfarrer,  die den Hilfstrupp begleiten.

Unter Tage versuchen die Retter verzeifelt,einen Durchlass in die Geröll- und Schlammmassen zu bahnen. Der dabei aufgewirbelte Staub und die Enge des Stollens, dazu die hohe Luftfeuchtigkeit,  erschweren die Arbeit. Die abgearbeiteten Hände der Helfer sind bald von scharfen Kanten aufgerissen. In dieser Lage erweist sich der Einsatz des Grubenpferdes Fritz als wertvoll.Immer wieder werden mit seiner Hilfe große Felsbrocken beiseite geräumt und weggezogen. Endlich treffen die herbei geeilten und sehnlich erwarteten Hilfsmannschaften ein. Sie bringen die dringend benötigten Seilwinden mit. Viele Hände helfen,  aber ein Vorwärtskommen ist wegen der Enge und schwierigen Bedingungen nur langsam möglich.

Die Eingeschlossenen kauern tief am Boden hockend. Sie wagen kaum miteinander zu sprechen,  denn dadurch geht wertvoller und knapper sauerstoff verloren. Dazu sind sie in ständiger Dunkelheit gefangen,  denn bei ihrer eiligen Flucht mussten sie die Grubenlampen zurücklassen. Mit tropfendem Wasser an den Wänden können sie wenigstens ihren Durst löschen.Sie schließen die Augen, denken an zu Hause und ihre Angehörigen und beten.
So verrinnen die Stunden in qualvollem Warten.

Der Pfarrer ist nach kurzem Gebet für die Verschütteten zur Kirche zurückgekehrt und lässt die Glocken läuten. Jetzt hilft nur noch das gemeinsame Gebet um Hilfe und den Beistand des Himmels. Es dunkelt bereits an diesem Tage des Heiligen Abends, aber bald füllt sich das altehrwürdige Gotteshaus mit betenden Frauen, Kindern und alten Menschen.Die Weihnachtsbäume hinter dem Hochaltar und die aufgestellte Krippe von dem Geschehen der Heiligen Nacht bleiben dunkel. Fürbitten,  Psalme und Rosenkranzgebete erfüllen das nur spärlich erleuchtete Kirchenschiff.

Der Pfarrer verkündet von der Kanzel, dass die Christmette bis zur Auffindung der verschütteten Männer verschoben wird.

In der Tiefe des Berges kämpft der Rettungstrupp verzweifelt um das Leben der eingeschlossenen Kumpel.  Nach jeder Viertelstunde lassen sich die bis zur Erschöpfung Arbeitenden gegen eine eine neue Gruppe austauschen.

Es ist schon bald Mitternacht und kaum die Hälfte der Trümmer aus dem Weg geräumt. Ans Feiern denkt in diesem Moment niemand mehr. Die Uhr läuft unerbittlich ab.  Hoffentlich kommen sie nicht zu spät,  diese bange Frage treibt sie unermüdlich an. Dabei muss man auch an die eigene Sicherheit denken und nicht weitere Menschenleben in Gefahr bringen.
Zum notwendigen Abstützen lässt der Reviersteiger aus alten Verbaustrecken Stützpfeiler herausbrechen, wo sie entbehrlich erscheinen, und herbeiholen.

In dem kleinen Hohlraum geht der Sauerstoffvorrat langsam zur Neige. Aufkommende Müdigkeit weist auf das nahe Ende hin.  "Nur nicht einschlafen", fleht der Älteste und rüttelt die apathischen Männer wach. " So Gott will, sind wir nicht verloren.Wir dürfen nicht verzweifeln und aufgeben."

Schon dämmert der herannahende Morgen des Weihnachtstages. Niemand denkt in dieser Nacht im Dorf an Schlaf, nur die Kleinsten finden Ruhe. In der Kirche folgt eine Litanei der anderen. Man fleht die hl. Barbara,  die Schutzpatronin der Bergleute,  um Hilfe und Beistand an. Die Familienangehörigen der Verschütteten haben die Plätze in den vordersten Reihen eingenommen,  die sonst den Dorfhonorationen wie dem Bürgermeister  (Ortsvorsteher genannt) und Bergwerksdirektor,dem Gendarmen, dem Schullehrer und dem Arzt vorenthalten sind.
Ihre verhärmten und verweinten Gesichter sind von Schmerz, Trauer und Verzweiflung gezeichnet,  denn langsam,  das ahnen alle, läuft die Uhr für eine erfolgreiche Rettung ab.  Würde an diesem Weihnachtstag die schwarze Fahne am Förderturm wehen?

Unter Tage geht der Kampf mit den Schuttmassen ununterbrochen und pausenlos weiter. Auch das alte Grubenpferd ist unermüdlich im Einsatz. Instnktiv scheint es zu spüren, dass es um die Rettung von Leben geht.Zentnerschwere Felsbrocken zieht es mit den Seilwinden aus dem Geröllinferno. Der Reviersteiger,  sich seines Versagens bewusst,  gönnt sich keine Rast und weicht nicht einen Augenblick von der Unglücksstelle.  Er leitet den Einsatz der Rettungsmannschaften und packt auch selbst mit an, wenn jemand erschöpft zurückweicht.

Die Uhr zeigt jetzt acht. Aussicht auf Rettung besteht kaum noch. Noch trennen sie einige Meter  voim Ende des Bergsturzes.Der Reviersteiger überlegt fieberhaft nach einem rettenden Ausweg. Bis zum entscheidende Durchbruch können weitere kostbare Stunden vergehen. Aber wie soll man die Verschütteten  und Eingeschlossenen mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff versorgen? Da kommt ihm urplötzlich die Idee mit dem Suchbohrer,  dessen Bohrgestänge mehrere Meter lang ist. Er gibt sofort Anweisung, diesen aus dem Materialdepot heran zu schaffen.  Alle begreifen,  ohnezu fragen, sofort den Sinn der Aktion.  Obwohl selbst todmüde,  hastet der Sprengmeister die 1 Kilometer  lange Strecke durch den spärlich  erleuchteten Stollengang zu dem von ihm verwalteten Depot. Er wuchtet den Zentner schweren und etwa fünf Meter langen Eisenbohrer auf seine kräftige Schulter und geht schweren Schritts mit keuchendem Atem den Weg zurück. Da kommen ihm auch schon mehrere Burschen entgegen, die an den Enden des Bohrgeräts mit anfassen, so dass sie schneller vorwärts kommen.  So erreichen sie bereits nach wenigen Minuten den Unglücksort.  Zahlreiche Hände greifen nach dem riesigen Bohrer, und bald beginnt dieser,  mit geballter Kraft getrieben, sich knirschend in den Gesteinsschutt zu fräsen. Unermüdlich drehen schmerzende, Staub verkrustete und blutende Hände das stählerne Gewinde. Die Minuten verrinnen,  und langsamer und mühsamer werden die Drehungen.Bald müsste es geschafft sein, denn das Gewinde des Bohrers hat nur noch einen knappen Spielraum,  als dieser nach einem kurzen Ruck ins Leere stößt.

Die Eingeschlossenen in ihrem dunklen Verlies erwachen aus ihrem durch den akuten Sauerstoffmangel verursachten Dämmerzustand durch den aufgewirbelten Staub und den feinen Luftzug.Sie begreifen,  dass ihre Rettung bevorsteht.Gierig nehmen ihre Lungen den einströmenden Sauerstoff auf.Mit letzter Kraft klopfen sie mit Steinbrocken gegen das Metall des Bohrers.Jetzt bemerken auch die Retter vor der Gesteinsbarriere die Klopfzeichen.

" Hurra,  sie leben,  wir haben es geschafft", hallt es erlösend vielstimmig durch den Berg.  Eine grenzenlose Freude schafft sich jubelnd nach den vielen Stunden  anstengender Rettungsarbeit Luft. Schon rennen einige Richtung Stollenausgang los,  damit die Kunde, dass es Überlebende gibt,oben im Dorf und den Angehörigen bekannt wird. Bald erreicht die frohe Nachricht die Betenden in der Kirche. " Sie Leben". Die Angehörigen werfen sich schluchzend auf die Knie oder umarmen ihre Nachbarn vor Freude. Noch weitere 2 Stunden dauert es, bis der gröbste Schutt beiseite geräumt ist und die Bergung der Eingeschlossenen durch einen schmalen Durchlass möglich wird. Alle haben das Unglück lebend überstanden. Niemand ist ernstlich verletzt, nur die Erschöpfung fordert Tribut. Als erste erreichen der Bergwerksdirektor und der Reviersteiger die Geretteten. Stumm und mit Tränen in den Augen reichen sie den 4 Männern die Hand.

Man bringt die Geretteten sofort ans Tageslicht,wo sie als erstes ärztliche Versorgung und flüssige Nahrung erhalten.
Als Dank und Anerkennung für die geleisteten Dienste beschließt die Bergwerksleitung, dem Grubenpferd Fritz die Freiheit und das Gnadenbrot über Tage zu schenken und statt Pferdekraft die Grube zukünftig durch den Einsatz einer elektrischen Zugmaschine zu modernisieren.

In der Kirche haben Dankeslieder und Lobpsalmen das flehende Bitten abgelöst.Hell klingen jetzt die Glocken der Pfarrkirche übers Eifelland, die glückliche Rettung und Weihnachten verkündend. Bald stimmt auch der ferne Klang der Glocken in den Nachbarpfarreien mit ein.

Die Landschaft erstrahlt auf einmal in hellem Sonnenlicht. In der überfüllten Kirche leuchten jetzt die Kerzen der Weihnachtsbäume in nie gekanntem Glanz. Nach einer Stunde sind die geretteten Bergleute und die Retter soweit von den Strapazen erholt, dass die verspätete Christmette am Vormittag des 1. Weihnachtstages beginnen kann.

Die Geretteten und die vielen Helfer streben jetzt dem Gotteshaus zu, um für die glückliche Rettung zu danken und verspätete Weihnachten zu feiern. Sogar der Reviersteiger hat sich ihnen angeschlossen. Er ward fortan ein frommer Mann. Gemeinsam stimmen sie das Lied " Stille Nacht, Heilige Nacht" an. Ergriffen,  froh und mit dankbarem Herzen singen alle mit.

Zum Schluss der Messe singt der Bergmannsknappenchor noch ein altes Bergmannslied, das einer der ihren vor Generationen schrieb:




                                Wir tragen alle ein Licht durch die Nacht
                                                       unter Tag
                                                Wir träumen von unerschöpflicher Pracht
                                                       über Tag
                                                Wir helfen ein Werk tun, ist keins ihm gleich
                                                       Glück auf!
                                                 Wir machen das Erdreich zum Himmelreich,
                                                       Glück auf!
                                                 Einst fiel alles Leben vom Himmel herab
                                                       über Tag
                                                 Wir Bergleute schürfen`s aus dem Grab
                                                        unter Tag
                                                 Wir fördern`s herauf, das tote Gestein,
                                                        Glück auf!
                                                  Wir machen`s wieder zu Sonnenschein,
                                                         Glück auf!
                                                  Auf Erden ist immerfort Jüngstes Gericht
                                                        unter Tag
                                                  Aus Schutt wird Feuer, wird Wärme,wird Licht
                                                        über Tag
                                                  Wir schlagen aus jeglicher Schlacke noch Glut,
                                                        Glück auf!
                                                  Wir ruhen erst, wenn Gottes Tagwerk ruht,
                                                        Glück auf!

Anmerkung Verfasser: Dieses Gedicht aus dem Nachlass eines Eifeler Bergmanns stammt nicht von diesem bzw. ist dem Dichter Richard Dehmel zuzuschreiben !Davon erhielt ich erst jetzt im Jahr 2019 Kenntnis.
zu S, 123 : Da mir die damalige Zeichnung nicht mehr vorliegt, wurde das Motiv durch ein themengleiches Foto ersetzt.
                                   
                           
                                                   
                                                   

Dienstag, 2. Januar 2018

Artikel aus Jahrbuch 2018 Kreis Euskirchen

Beitrag aus Jahrbuch Kreis Euskirchen 2018

Technische Anlagen und Arbeitsabläufe der ehemaligen Bleierzgruben Glückstal und Klappertshardt in der Mutscheid

Edgar Fass

Der historische Erzbergbau der beiden Verbundbergwerke bei Willerscheid und Hummerzheim, zwei kleinen Dörfern der früher selbständigen Gemeinde Mutscheid, seit 1969 eingemeindet zur Stadt Stadt Bad Münstereifel, ist hinsichtlich der Historie bereits mehrfach und hinreichend beschrieben( 1),so dass sich dieser Beitrag im wesentlichen auf Beschreibung der technischen Anlagen von über bzw. unter Tage und die Geräte und Maschinen sowie  beschränkt.
Zur Historie des Bergwerks Grube Glückstal sollen jedoch zwei Quellen zum Anfang der bergbaulichen Tätigkeit nicht unerwähnt bleiben.Eine Urkunde von 1539 nimmt mit folgenden Worten Bezug auf die Anfänge des damaligen Bergbaus(Auszug): Der Kölner Erzbischof Hermann V.verpfändet mit Genehmigung des Domkapitels die beiden aus 15 Dörfern bestehenden Kirchspiele Mutscheid und Rupperath für 2000 Goldgülden  an einen Diedrich von Orsbeck". In dieser Verpfändungsurkunde wird das damals im Entstehen begriffene Bergwerk zu Mutscheid ausdrücklich von der Verpfändung ausgeschlossen.Die Urkunde wird bei Bärsch in der Eiflia illustrata erwähnt. (2) In zwei Verkaufsurkunden des Elberfelder Schichtmeisters Tilman Haecke an Hermann Pentlinck zu Hilbeck über die Veräußerung verschiedener Bergwerksstämme aus den Jahren 1584 und 1578 wird der Kupffer-und bleibergh bei Münstereiffel im ambt Muxschit erwähnt. (3)
Die Stillegung des Verbundbergwerkes Klappertshardt als letztem Teil des einheimischen Bergbaus erfolgte am 31.12.1941. Der Abbau aller wiederverwertbaren Einrichtungen unter

Hardtbrücke mit Schmelz-Hintergrund Schornstein Grube Glückstal


und über Tage, ihr zeitraubender Abtransport sowie Sicherungs- und Aufräumarbeiten konnten erst am 31.März 1943 abgeschlossen werden.(4)
Technische Anlagen von der ehemaligen Grube Glückstal bei Willerscheid
Die Tagesanlagen von der Grube Glückstal existieren heute mit Ausnahme des unter Denkmalschutz stehenden Maschinenhauses  am Ortsrand von Willerscheid und der sogenannten Schmelz bei Hardtbrücke nicht mehr.Daher war es wichtig, die Beschreibung der Grubenanlagen und die Funktionen der einzelnen Bereiche anhand der Erinnerungen von Zeitzeugen festzuhalten. (5 )Die Anlagen standen bereits zur Zeit der Erzförderung über dem Friedrich-Wilhelm-Schacht mit dem Robertstollen,also um das Jahr 1843. Später kamen noch der Heleneschacht,der Theodorschacht und der Schacht Gute Hoffnung hinzu,Der Christianschacht schließlich diente als Luftschacht.Die größte Teufe erreichte der Theodor-Schacht mit 147 m.Als damalige Gebäude der Tagesanlagen sind neben dem Kesselhaus das Schachtgebäude,das Steigerhaus mit Räume für die Steiger, einem Büro und dem Mannschaftsraum für die Bergleute,die Aufbereitungsanlage, ein Kamin aus Ziegelsteinen und ein in der Erde eingelassener Wasserbehälter zu erwähnen.

Kesselhaus

Im Leerraum räumten die Heizer die ausgebrannte Kohlenasche und Schlacke weg. Unter dem Boden verlief ein begehbarer Tunnel bis unter den Kessel, von wo aus einer Öffnung von den Arbeitern mit einem Schieber die Schlacke und Asche weggeräumt wurde. Die gemauerte Öffnung maß 1,50 m zu 1,50 m. Darüber stand der Wassertender mit einem Inhalt von 50 cbm. Vom Theodorschacht führten Rohre zum Maschinenhaus. Die Wasserleitung ging dann weiter in den Tender. Dampfleitungen verliefen bis zu den Kompressoren, welche die Fördermaschine antrieben.

Maschinenhaus

Dieses rechteckige, mit Grauwackesteinen gemauerte Haus steht als einzig erhaltenes Gebäude des Bergwerks jetzt unter Denkmalschutz. Die Ecken und die Fensterrahmen sind ziegelsteingemauert. Die Längsseite des Gebäudes beträgt in etwa 10 m,während das unterhalb davon errichtete Kesselhaus eine Länge von ungefähr 16 m aufwies. Letzterem fehlte jedoch das Dach.Daran erinnerte sich noch der Zeitzeuge und einstige Bewohner des zum Wohnhaus umgebauten Maschinenhauses. Er nahm auch an, dass die fehlende Bedachung in den 20er-Jahren hier demontiert und anlässlich des Aufbaus der Anlagen der Zinkerz-Grube Hürnigskopf Verwendung fand. Die im vormaligen Maschinenhaus verbauten Balken maßen an den Kanten 20 cm Höhe und in der Breite 8-10 cm. Es standen jeweils zwei Balken zusammen.Das Kesselhausgebäude übertraf das Maschinenhaus an Länge und Breite und verfügte über drei Dachstützen. Die im vormaligen Maschinenhaus, seinem späteren Elternhaus,verwendeten Deckenbalken aus Fichtenholz, ingesamt sechs an der Zahl, maßen im Durchmesser 30-32 cm. Das Gebäude war mit einem Giebel unterteilt. Die Wand zwischen Kesselhaus und Maschinenhaus verstärkte ein zusätzlicher Giebel. Die Deckenlast trugen sechs massive Balken. Auf ihnen lastete außerdem das Gewicht der Seilscheiben. Es fehlten hier die Schrägstützen. Mithin muss die Fördermaschine in der Nähe gestanden haben,denn diese benötigte eine gute Verankerung,damit das Gewicht sie nicht nach oben drückte. Der Fußboden bestand aus Eichenholzbohlen, jeweils Vierkantbalken von 18 cm Höhe und 10 cm Breite.Die Zwischenräume verbanden Holzscheite, sogenannte "Stölche".

Förderhaus

Schräg verankerte Stützen sorgten für zusätzlichen Halt. Der Förderturm erreichte bis zur Dachhöhe ungefähr 15 m.Dort lief die Seilscheibe für den Zug der Förderkörbe.Eine Fahnenstange überragte das Dach des Förderturms; beflaggt bei Grubenunglücken oder an dem Geburtstag des Kaisers. Die Wände des Förderhauses waren mit rechtwinkligen und an einrt Ecke abgeschrägten Kalkplatten verbaut. Die Fächer dazwischen bestanden aus Ziegelsteinmauerwerk. Das Gebäude kam auf eine Mauerhöhe von 6 m und zusätzlich 1,50 m für das Dach.
Förderhaus u. Förderturm Grube Klappertshardt

Einen Spann hielten jeweils zwei Stahlbolzen an den Seiten zusammen. Die Wände waren in zehn Felder mit jeweils einem Meter und die Seitenwände mit sieben Felder unterteilt.Als Rahmen für die Felder dienten T-Träger mit Winkeleisen an den Ecken. Zusätzlich verstärkten U-Eisen die vier Ecken.Darin waren die 14er-Träger T-Träger verankert;mithin sechzehn Stück. Das Material des Daches bestand aus vorne gerundeten Wellblechen.In der Mitte verblieb eine 2,5x 4 m große Öffnung für die Konstruktion des Förderturms. Die Stützpfeiler des Förderturms standen weit aus der Ecke und nicht, wie in der Zeichnung wiedergegeben, direkt an der Schachtecke.Nachder Überlieferung des Vaters von Herrn Johann Becker reichte die Schachtvermauerung bis in 13 m Tiefe.

Steigerhaus

Dieses hatte man seiner Funktion entsprechend in zwei Hälften eingeteilt mit zwei separaren Eingängen. Der südliche Teil mit zwei Zimmern pro Etage diente als Steigerwohnung und Büroraum,während der nördliche Trakt als Mannschaftsraum der Belegschaft des Bergwerks zur Verfügung stand.Das obere Stockwerk war ebenso in vier Zimmer unterteilt. Die Füllung der Zwischenräume des in Fachwerkweise errichteten Gebäudes bestand aus Kalkschwemm-bzw. Bimssteinen.Am Treppenaufgang befand sich eine große Diele.An den Giebelwänden schlossen sich zwei Zimmer mit graden Wänden an.Die Ecken an den Schrägwänden dienten als Abstellraum.Nach Inbetriebnahme der Grube Klappertshardt bei Humnmerzheim zogen die dort tätigen Steiger in diese Wohnungen.

Aufbereitungsanlage

Die fahrfähige Dampfmaschine als Lokomobil mit vier Rädern war im Glückstal fest installiert. Ein 20 m hoher Stahlblechkamin mit einem Durchmesser von 80 cm sorgte für den Abzug der Dämpfe. Drei am oberen Rohrende befestigte Stahltrosse gaben der Konstruktion zusätzlichen Halt.Die Dampfmaschine trieb ein großes Schwungrad von vielleicht 2 m Durchmesser mit einer rückseitigen Riemscheibe an. Sie übertrug die Antriebskraft auf große Treibriemen.Sieliefen über zwei große Transmissionen.Diese trieben die Maschinen mit Hilfe von Wellen von etwa 10 cm Durchmesser an.Als Gußlager dienten Messingschalen. Die beiden Lager setzten die Mahlwerke in Bewegung. Das Bächewerk bestand aus sogenannten Elevatoren mit einem großen Kettenlaufwerk.Sie verfügten über breite Zacken und verursachten bei ihrem Lauf ein "riesiges Geklapper". Im Abstand von einem Meter reihten sich die "Bäche"mit einem Fassungsvermögen von etwa 30 Liter an. Sie gingen bis in die Spitze der Aufbereitungsanlage,die eine geschätzte Höhe von 10 m erreichte. Kurz vor Erreichen der Spitze kippten die´ Bäche genannten Behälter den Inhalt aus. Über Rutschen lief dieser in zylindrische Trommelsiebe.Die äußeren Bleche hatten feste Wände, während die Innenbleche Löcher aufwiesen. Das durch die Löcher geschwemmte zerkleinerte Material lief weiter in zwei Kästen für unterschiedlich große Partikel. Der Umfang dieser Siebkästen  maß etwa 2,50 m x 3 m x 2,50 m.
Ehem. Zechen- und Steigerhaus Grube Glückstal


Die in den Trommelsieben haften gebliebenen Partikel durchliefen nochmals die Mahlwerke und nahmen erneut am Mahlprozess teil.Anschliessend gelangten sie mit Hilfe von Wasserspülung auf Waschtische von 5-6 m Breite. Deren äussere Begrenzung bestand aus einem Stahlblechrahmen,die an den  Rändern etwa 10 cm überstanden. Bei dem Spülvorgang blieb schliesslich das schwere Bleikonzentrat zurück.Das Auswaschen des Erzes im Wasser im unteren Bereich des Betonbeckens funktionierte wie bei einer Drehscheibe, dabei wurde der nicht erzhaltige und gewichtmäßig leichtere Gesteinsschlamm weggeschwemmt. In der Mitte verlief ein ebenfalls betonierter Graben. Das Wasser gelangte über diesen weiter in den großen Klärteich. Unterhalb der Aufbereitung lagerte sich der Bleischlamm in dem Klärbecken ab. Mit Hilfe rundstieliger dreieckiger Hacken konnten Arbeiter das Bleikonzentrat zusammenkratzen. Sie  verfüllten es im noch nassen Zustand in kleine Säcke mit jeweil 1 Zentner Gewicht und ließen diese zum Trocknen stehen. Der Überlieferung zufolge schleppten junge Männer, da der einzige Fahrweg Richtung Ahr wegen des schlechten Zustandes für Fuhrwerke nicht mehr passierbar war, diese mit Bleikonzentrat gefüllten Säcke zu Fuß bis zur Bahnstation in Schuld an der Ahr. Ein zusätzliches, mit Ziegelsteinen gemauertes Wasserbassin diente als Notreserve bei Wasserknappheit. Der Abriss der Aufbereitungsanlage erfolgte im Jahre 1923. Sie fand Wiederverwendung in der Aufbereitung der Bleibbergwerke von Mechernich.

Wassergewinnung für die Dampferzeugung

Das Wasser für die Aufbereitung leitete man unterirdisch durch Rohre von dem etwa 100 m nordöstlicher Richtung gelegenen Stauweiher in einen Behälter unterhalb vom Steigerhaus. Er erhielt ausserdem Zulauf durch das aus dem Schacht geleitete Grubenwasser. In 40 Meter Schachttiefe nahm ein Tender Wasser auf, wenn die Kessel an der Oberfläche gefüllt waren. Die Umschaltung über die Rohrleitung regelte ein Überlaufventil. Der betonierte Wasserbehälter kam auf eine Tiefe von zwei Meter. Die Betonwände erkennt man bis heute im Grasboden der planierten Haldenfläche im Glückstal.Vor allem in trockenen Sommern zeichnen sich die Umrisse im Boden ab. Vom etwa fünf Meter breiten Wasserbehälter führte eine Rohrleitung bis in die Böschung der Aufbereitungsanlage. Die Rohrleitung endete in einem Kniestück, das in einer Höhe von etwa einem Meter aus dem Boden ragte.

Die Schmelz

Die Anlagen der eigentlichen Schmelz sind bereits seit längerem nicht mehr vorhanden. Erhalten blieb das Gebäude an der Chaussee bei Hardtbrücke, das einst als Unterkunft für die Arbeiter der Bleischmelze diente.Es wird heutzutage von einer Familie Burggraf als Wohnhaus genutzt. Ein genaues Alter des Gebäudes ist nicht bekannt.Die Anfänge der Betriebszeit gehen bis ins 15/16 Jahrhundert zurück.Die Hütte Glücksthal arbeitete nachweislich ab 1805 und verarbeitete zusätzlich auch die Erze der Gruben aus dem nahen Sahrbachtal. Die Konzession der Hütte Glücksthal wurde von dem Königlich Preußischen Bergamt zu Düren jedoch 1854 aufgehoben, nachdem sie schon seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb war (Bergamt Düren Nr. 409)(6).

Transportwege der Grube 

Eine Feldbahn transportierte die für die Kesselbefeuerung benötigte Kohle. Aufgrund der steilen Hanglage musste man mit Hilfe einer Haspel die schweren Kohleloren bergauf ziehen. Die Zufahrt zur Grube verlief oberhalb des Berghang über eine aus Balken gezimmerte Bühne. Das im Theodorschacht geförderte erzhaltige Gestein wurde aus dem Stollen hier angeliefert.An dem Zugang dorthin befand sich eine Drehscheibe. An einer Verbreiterung des Stollens untertage,im Sprachgebrauch der Bergleute Bahnhof genannt, sorgte nach Bedarf eine Weiche für die gewünschte Fahrtrichtung der Feldbahn mit den Loren.Die Böschung mit steilem Gefälle wurde abgeschrägt. An der Aufbereitungsanlageverlief die Zufahrt für das Mahlwerk. Ein Schienenstrang führte zur Zimmerei. Für die Richtungsänderung sorgte eine weitere Drehscheibe, wodurch auch die mit Grubenholz beladenen Loren zum Schacht gelangten.

Trinkwasserversorgung

Drei Brunnen im Glückstal versorgten die Bergleute und die Anwohner mit Trinkwasser.

Signalgebung

Am Theodorschacht der Grube Glückstal gaben drei Anschläger die Signale für die Beförderung akustisch weiter. Einer der Signalgeber stand oben auf der Hängebank, ein weiterer in 40 m Tiefe, wenn eine Förderung stattfand und einer auf der tiefsten Sohle der Grube. Die Signalgebung ging wie folgt vonstatten:Das Ziehen eines Seiles, an dessen oberen Ende sich eine Halbschale, ähnlich einer Glocke, mit 20-25 cm Durchmesser aus Eisen oder Gussmaterial befand, bewirkte ein Anschlagen des an einem Stahlseil befestigten Hammers gegen dieselbe. Ein Schlag bedeutete für den Maschinisten Halt, zwei Aufziehen und drei Sinken des Förderkorbs. In der späteren Grube Klappertshardt in Hummerzheim blieb der obere Anschläger über Tag und der untertage mit einfahrende Anschläger half beim Beladen der schweren  Eichenholzstempel von der Zimmerei zum Förderkorb. Auf der Grube Glückstal reichten noch einstöckige Förderkörbe aus.

Einstellung des Grubenbetriebs

Nach dem Tode des Hauptaktionärs im Jahre 1903 stellte die Gewerkschaft Libussa bereits 1904 den Grubenbetrieb ein.Nach dem Verbrauch der letzten Kohlereserven standen buchstäblich alle Räder still. Die mündliche Überlieferung des Zeitzeugen berichtet,dass damals die letzten Bergleute von untertage auf der 147 m-Sohle sogar über die Fahrten(Leitern) im Schacht nach oben klettern mussten.
Bergehalde in Hummerzheim - Grube Klappertshardt

Auf die ausstehenden Lohnzahlungen warteten sie noch ein halbes Jahr bis zum September des Jahres. Danach gab es noch weitere Bemühungen für die Fortsetzung des Bergbaus,die aber letztendlich erfolglos blieben.

Demontage der Tagesanlagen

Der Abriss der Kessel erfolgte 1924, der des Kamins 1926 und die Demontage der Geräte, Maschinen,Fördermaschine und Kompressoren im Jahre 1929. Der Förderturm stand noch bis kurz nach dem 2. Weltkrieg Anfang der 50er-Jahre. Ein Käufer ließ ihn abreissen, da man die Träger als begehrten Rohstoff für den Wiederaufbau brauchte. Das Oberteil des Förderhauses mit dem Wellblechdach fand auf einer Weide bei Soller, Gemarkung Lausnück,  als Viehunterstand Verwendung.

Technische Anlagen der ehemaligen Grube Klappertshardt bei Hummerzheim und Arbeitsabläufe

Die Tagesablagen: Das große Ziegelsteingebäude, jetzt als Wohnhaus im Besitz der Familie Brauer, diente sowohl als Bürohaus als auch als Materiallager und Aufenthaltsraum für die Bergleute. Auf der Innenseite Richtung Schacht gelangte man vom Büro aus in einen kleineren Raum. Darin befand sich ein Magazin für Kleinteile u.a.wie Nägel, Schrauben und Ersatzteile für Bohrmaschinen, Bohrhämmer oder Preßlufthämmer ,dieses und jenes. Daran schloss sich die Waschkaue an. In einer Ecke neben dem Magazin war die Duschbrause installiert. An vier Balken wurden von jeder Seite die Kleidungsstücke hochgezogen. An jeder Seite standen jeweils vier Bänke, also insgesamt acht. An den vier Balken befestigten die Bergleute ihre Kleidungsstücke an Haken. In ein Vierkantblech konnten sie die Seife legen. An vier Haken hängten sie die Handtücher. Nach dem Hochziehen der Kleidungsstücke  ließ sich der Balken durch ein Vorhängeschloss sichern, so dass die Ketter darunter fest saß. Sie erreichte eine Länge von 5 m. Büro, Werkzeugmagazin, Waschkaue und Duschbrause befanden sich nebeneinander auf einer Etage. Oberhalb des Hauptgebäudes  stand eine Baracke mit dem Steigerraum. Hier hielten sich die Steiger auf, denen die Leitung und Verantwortung für den Betrieb des Bergwerks übertragen war. Ihnen unterstanden auch die Erzverlader an der Rampe. Ein Teil der Baracke war als Zimmerei  eingerichtet. Das Verladen des Bleierzes, untergeordnet auch Kupfermineralien und von der dritten Sohle auch Zinkerz besorgten 6 oder 7 Personen unter Anleitung eines Steigers.Im Winter waren diese Männer froh, die beheizte "Zimmermannsbude" in den Pausen aufsuchen zu können, In der Schreinerei  arbeiteten vier bis fünf Mann unter Leitung des Schreinermeisters Thomas Lessenich von Effelsberg.Unterhalb des Büroraums befand sich der Sanitätsraum. Gegenüber dem Hauptgebäude arbeitete in einer rechteckigen Halle in dem vorderen Teil die Schmiede.
Alte Schmiede - Grube Glückstal

Daran schloss sich ein Raum zum Abstellen fertig geschmiedeter oder reparierte Teile (Werkzeuge) an.Am zweiten Fenster der Halle stand,ziemlich rückversetzt und vor einem zwei Meter breiten Gang, die Fördermaschine. Auf einer Trommel von 2,50 m Durchmesser lag das Seil bis zu einer Dicke von 2 m drauf. Die Trommel  wies auf der Umrandung Markierungen mit den einzelnen Sohlen auf. Mit Hilfe eines Pfeiles konnte der Maschinist genau den Stand und die Höhe des Förderkorbes im Schacht ablesen.Je nach unterschiedlichem Gewicht der Wagen, zum Beispiel bei einem "Bergewagen"(einer mit Erz beladenen Lore), sackte der Korb entsprechend tiefer.Dann musste der Maschinist zum Ausgleich ein paar Zentimeter regulieren.In dem Maschinenhaus liefen die Trommeln gegenseitig.Sie bewegten sich entgegengesetzt, je nachdem ob sich ein Förderkorb unten im Schacht oder über Tag befand.Am hinteren Ende der Halle war der Kompressorraum untergebracht. Anfänglich genügte ein kleiner Kompressor. Später erweiterte man den Raum durch einen Anbau,um einen Dingler-Kompressor unterzubringen.Dieser arbeitete ähnlich wie eine Lokomotive mit Hilfe eines Zylinders. Der Zylinder maß eine Länge von zwei Meter.Davon erreichte ein Teilstück von einem Meter einen Durchmesser von 20 cm, während sich das Verbindungsteil auf 10 cm Durchmesser verringerte.

Förderkörbe

Während man auf der Grube Glückstal noch mit einstöckigen Förderkörben auskam, kamen auf der Grube Klappertshardt bereits zweistöckige Körbe zum Einsatz.Eine Fangvorrichtung bewirkte, dass automatisch, wenn ein Förderkorb hoch ging, zum Beispiel bei einem Bedienungsfehler des Maschinisten,der andere entsprechend zu tief aufsetzte. Trat dieser Vorfall ein, wurden dicke Eisenplatten mit unten abgeschrägter Ecke beim Überschreiten einer Markierung des zu hoch gestiegenen Förderkorbs nach oben gestoßen, so dass sich der Betrieb sofort abschaltete. Der zweite Korb sackte entgegengesetzt tiefer in den Bereich des sogenannten Schachtsumpfes, wo sich das Grubenwasser sammelte.

Förderturm

Der Förderturm der Grube Klappertshardt bestand aus einer Eisenkonstruktion und erreichte eine Höhe von ca. 20 m.

Erzverladung

Von der Erzlagerhalle führten Schienen bergab bis zur Verladerampe an der Straße. Zum Ziehen der Loren benutze man eine Haspel. Vor der Verladerampe befand sich eine Drehplatte.Die Verladerampe war so gebaut, dass ein LKW mit der Seite einer Ladefläche darunter fahren konnte. Die Erzverlader zogen dann die Bohlen hoch und kratzen das Erz herunter.

Stollenteufen und Schächte

Oberste Teufe war 60 m, es folgten Sohle zwei mit 90 m,die dritte mit 140 m und die vierte Sohle mit 200 m.Die 60m bzw. die 90 m-Sohlen waren am ergiebigsten. Die Wände des Paulaschachtes verstärkte Stahlbeton bis in einer Tiefe von 12 m. Über dem alten Schacht aus früherer Tätigkeit stand zum Schutz eine Baracke, die bereits Anfang der 20er-Jahre in sich zusammenfiel.
Das Sprengstoffmagazin
Dieses wurde nach der Stillegung der 140 m-Sohle dort in 150 m Entfernung zum Schacht eingerichtet. Hierfür baute man im Stollen einen Bunker.Die Munitionsausgabe oblag einem Fahrsteiger oder Hilfssteiger. Nur er durfte die Bunkertür aufschließen. Er führte auch über die Menge der ausgegebenen Munition Buch. Der Sprengstoff lagerte in Blechkisten mit jeweils drei Packungen Patronen und einer Packung Zünder. Es handelte sich zum Teil um elektrische Zünder und teilweise auch um Zündschnur-Zünder. Mittags nach Schichtende mußte der übrig gebliebene Sprengstoff eingetragen werden mit dem Vermerk, welche Menge verbraucht und wieviel Patronen noch übrig  blieben. Die Sprengungen führte die Nachtschicht immer morgens um halb sechs Uhr durch.

Ladevorgang der elektrischen Batterien für die Zugmaschine

Der ehemalige Stall des Grubenpferdes untertage diente später als Maschinenraum für die elektrische Zugmaschine. Hier wurden auch die häufig notwendigen Ladevorgänge der Batterien vorgenommen. Die Grubenlok arbeitete mit Hilfe von zwei Batterien, die eine Länge von 1,20 m, Breite von 70 cm und Höhe von 60 cm aufwiesen.Diese wurden mittels Kurbel von einer Maschine gedreht, an deren Kolben sich zwei Stecker befanden. Das Drehen des Sockels bewirkte, dass die Batterien rübergestülpt wurden. Dann schloss man sie an. Nach dem Aufladen wurde die Maschine per Hand um zwei Meter verschoben und die nächste Batterie aufgesetzt.Dieser Vorgang wiederholte sich täglich um halb elf morgens.

Die Arbeitsweise des Dingler-Kompressors

In dem Zylinder desselben befanden sich am oberen und unteren Teil Öffnungen zum Ansaugen der Luft. Mit Hilfe des zurück laufenden Kolbens wurde die Luft in das Innere des Zylinders hereingepresst.Am Schacht standen zwei Pressluftbehälter. Sie erreichten nicht das Volumen dessen von der Grube Glückstal im benachbarten Willerscheid. Dafür verfügte die Grube Klappertshardt über zwei Kessel. Nach dem Auffüllen des Kessels vernahm man akustisch,wie der Kompressor noch 2-3 Schläge machte,vergleichbar mit Hammerschlägen auf einen Eisenkessel. Der Dingler-Kompressor wurde 1934 an der Giebelseite der großen Halle am Trafo-Häuschen installiert. Dieser war insbesondere für den Ausbau der bis zum früheren Bergwerk Glückstal gehenden 200m-Sohle erforderlich. Für den Einbau des Dingler-Kompressors erweiterte man den Trafo zusätzlich um einen auf insgesamt drei Trafos.

Stollen und Aufhaue der Grube

Für die Belüftung bzw. Wetterführung sorgten sogenannte Aufhaue. Sie führten Frischluft von der 140 m auf die 90 m, von der 90 m auf die 60 m und von der 60 m-Sohle nach oben zu dem alten Schacht, "Alter Mann" genannt. Auf der 200 m-Sohle lief das Wasser mit etwas Gefälle Richtung Schacht zum Glückstal nach Hummerzheim. Der Stollen maß vom Schacht der Grube Klappertshardt bis nach Willerscheid zum sogenannten Bahnhof, wie die Bergleute diese durch Streckenteilung erreichte Erweiterung im Glückstal nannten, 1100 m. Dort schwenkte eine Strecke nach links und die andere führte vielleicht noch 70-80m gerade aus weiter. Im Glückstal suchte man auf der 200m-Sohle Erz in noch größerer Tiefe zu finden und teufte hierfür einen 50 m tiefen Blindschacht ab und trieb nach beiden Seiten zwei Querschläge von 25 bis 30 m, ohne jedoch fündig zu werden. Dies bedeutete Ende 1941 /1942 das Ende des Bergbaus in der Mutscheid. Die oberirdischen Anlagen der Grube Klappertshardt blieben mit Ausnahme des Förderturms bis heute erhalten. Nur den aus einer Eisenkonstruktion errichteten Förderturm ließ der Bergwerkseigner bereits 1942 nach der Stillegung des Betriebes als kriegswichtiges Material demontieren.

Fazit:

Die Bleierzgruben Glückstal und Klappertshardt haben nie die Größe anderer Bleibergwerke in der Region erlangt wie etwa die des Bleiberges in Mechernich, von Bleialf oder von Rescheid.Diese Aussage ist wohl historisch korrekt, denn sie richtet sich nach Belegschaftsstärke und Fördermenge im Vergleich zu den genannten Bergwerken. Immerhin erreichte man auf der Grube Klapprtshardt zeitweise eine Monatsförderung von etwa 500 t Bleierz. Für die Mutscheid waren die Bergwerke jedoch in Notzeiten immer ein enormer wirtschaftlicher Faktor, da sie den Bewohnern Arbeit und Brot brachten, wofür die Feldarbeit wegen der kargen Erträge nicht ausreichte.

Anmerkungen: 

1= Kaufmann, Karl-Leopold: Die alte Bleierzgrube in der Mutscheid.
          - In : DIE EIFEL, 38. Jahrgang 1937
      Edgar Fass: Glückstal,die Geschichte des einstigen Bergbaus in der Mutscheid
         - Im Jahrbuch Kreis Euskirchen 1986
       Glückstal und Klappertshardt
       Ein Rückblick auf die früheren Bleierzwerke Bleierzwerke in der Mutscheid
        -in Eifel-Jahrbuch 1990, S. 137 ff
       Knauer, Friedrich Karl: Die letzten Jahre des Bergbaus in der Mutscheid von 1934 bis
       1942
       Die Vereinsgemeinschaft Mutscheid anlässlich der 1100-Jahrfeier 893-1993 in 1993
2= Bärsch, Hinweis Könen, Anton vom 4.2.1998
       in Eiflia illustrata
3= vgl. Knauer S. 176
4= vgl. Knauer S. 202
5= vgl. Knauer S. 180
6= Knoll, Gerhard: Bergbau im Sahrbachtal
    - in Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1979

Fotos von Elisabeth Langenbach
      Zusammengefasst nach einer Befragung und Zeichnungen von Herrn Johann Becker, dem 
      letzten Lehrhauer der Grube Klappertshardt im September 1993 als einer der Zeitzeugen.