Dienstag, 23. Juli 2013

Vorsorglich Treue gelobt- Untertanen des Herzogtums Jülich in 1730

Abweichend vom Thema Bergbau ein Beitrag aus dem Jahrbuch
Kreis Euskirchen von 1993 mit der Überschrift

Vorsorglich Treue gelobt
Untertanen des Herzogtums Jülich im Jahre 1730

von Edgar Fass

Eine Huldigungsliste für das Kirchspiel Schönau( Bad Münstereifel) zu den Dörfern Schönau, Mahlberg und Langscheid aus dem Jahre 1730 enthält die Namen bzw. Unterschriften der damals dort ansässigen männlichen Einwohner.Viele der darin vorkommenden Namen sind ausgestorben, manche findet man heute in anderen Dörfern.
Im Jahre 1730 gliederte sich die Eifel hauptsächlich in die vier dominierenden  Herrschaftsgebiete Kurtrier und Herzogtum Luxemburg im Süden, KurKöln und Herzogtum Jülich-Berg im Norden.
Damals wurde auch sein Eifeler Besitztum für den Herzog von Jülich,Herrscher des zweiten großen, weltlichen Territoriums, immer mehr Nebengebiet.
Der Jülicher Jan Wellem (+1716) blieb immerhin noch im Rheinland, in der Residenz Düsseldorf, obwohl er später auch Kurfürst der Pfalz geworden war. Sein Nachfolger Herzog Karl-Philipp (1716-1742)n hielt sich nur noch in seinem Kurfürstentum auf. Kein einziges Mal stattete er seinen rheinischen Territorien einen Besuch ab.

                                              Bildnis von Jan Wellem, Herzog von Jülich-Berg

                                         Denkmal von Jan Wellem in Köln-Mülheim

Sein Nachfolger Karl-Theodor (172-1799)bezog Residenz in Mannheim und ab 1778 außerdem als Kurfürst von Bayern in München. Die politische Bedeutung des Jülicher Landes  verkam während der Herrschaft des genannten Kurfürsten und führte im Jahre 1794 nicht von ungefähr zur Besetzung und späteren Annektion durch Frankreich.
So dienten den Kurfürsten und Herzögen von Jülich-Berg die rheinischen Lande ausschließlich als Geldquellen. Mit den hohen Einnahmen finanzierten sie den Ausbau ihrer Residenzen Mannheim und München.Sie ließen sich zudem in die europäische Politik einspannen, zum Nachteil der Bewohner ihrer Herrschaftsgebiete.
Im österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) kämpften Kurköln und Jülich im Bündnis mit Frankreich gegen die Erhebung Maria Theresias zur Kaiserin der Donau-Monarchie. Damit war die Nordeifel in die Wirren des Krieges hineingezogen, zumal bald österreichische Truppen aus den habsburgischen Territorien Luxemburg und Niederlande einmarschierten. Zu ihrer Unterstützung kamen noch Engländer mit einer Truppenstärke von etwa 10 000 Soldaten hinzu. Im Siebenjährigen Krieg (1756- 1763) überließen Kurköln und Jülich, damals erneut Verbündete, Frankreich Stützpunkte in ihren gebieten.Jedoch brachten die dreißiger bis sechziger Jahre diesmal nicht die Fülle des Leidens über die Eifelbewohner wie im 17. Jahrhundert in den ersten Jahren des Spanischen Erbfolgekrieges. Zwar blieben sie auch diesmal nicht von Greueltaten wie Raub, Brand und Verwüstungen verschont,aber diese waren zeitlich begrenzt und suchten durchweg nur einen Teil des Gebirges heim. So erholten sich die Eifel und die Jülicher Lande im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und erlebten einen gewissen Aufschwung.

" Treue-Eid"

Die weltlichen Herrscher ließen ihre Untertanen, wenn sie selbst keine Nachkommen hatten, auf ihre eventuellen Nachfolger aus dem engeren Familienkreis vorsorglich einen Treueeid schwören(Huldigung).
Zu einer solchen Huldigung ,auch als Eventual-Erblandhuldigung bezeichnet, kam es 1730 im Herzogtum Jülich. Die hierüber erstellte Huldigungsliste mit der Numerierung II 2433 Bl. 12 a befindet sich im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf.Sie ist mit der Eventual-Erblandhuldigung für Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Kurfürst von Mainz, Bruder des Kurfürsten Karl-Philipp von der Pfalz,herzog von Jülich-Berg, identisch.

                       Kartenausschnitt, Mitte 18. Jahrhundert,Grenzgebiet des Herzogtums Jülich/Kurköln

Die Huldigung erfolgte auf Grund einer von Karl-Philipp am 21. Juli 1730 erlassenen Verordnung. Mit ihr befahl der pfälzische Kurfürst allen Beamten seiner Länder, seinem Bruder als dem eventuellen Nachfolger vorsorglich zu huldigen,da er selbst keine Söhne hatte.
Huldigung bedeutete, daß die Untertanen dem eventuell die Regierung antretenden Fürsten die Treue gelobten, während er ihnen Schutz und Schirm und die Wahrung ihrer Rechte versprach. Franz Ludwig starb allerdings schon 1732, so daß beim Tode Karl-Philipps (1742) der Pfalzgraf Karl Theodor von Sulzbach dessen Erbe antrat.

Die Huldigung in Münstereifel

Die Huldigung fand am 5. Dezember 1730 in Münstereifel für die Stadt und das gleichnamige Amt statt.Dazu weist das Ratsbuch nachstehende Eintragung auf:
"Die Eventual-Erblandhuldigung für den Bruder des Kurfürsten, Franz Ludwig, Kurfürst zu Mainz,findet statt, zu der alle in- und auswertigen Bürger vor dem Rathaus erschienen sind.
Sämtliche Magistratspersonen und Schöffen sowie die Bürgerschaft haben tirmweise in die Hand des zeitlichen Bürgermeisters Johann Peter von Deuren den Huldigungseid ausgeschworen.
                             Bergordnung aus der Zeit des Herzogs Karl-Philipp (1716-1742)

Zur Feier des Tages erhält jeder Ratsverwandte  1/2 Goldgulden zu 5 Albus cölnisch und sämtliche Magistratspersonen 1 Glas Wein zu 9 Qart a 20 Albus und Weißbrot (Tirm=Bezirk).
Dieser folgenden Huldigungsliste verdankt man die älteste bekannte und erhaltene Nennung der Namen der heute in den zur Stadt Bad Münstereifel gehörenden Dörfern Schönau, Mahlberg und Langscheid ansässigen Familien.
Viele der Familiennamen sind dort heute erloschen oder die Nachfahren leben fern der alten Heimat
in alle Welt verstreut.

Schönau den 19ten July 1731

Jetzt im Gefolge der generalkurfürstlichen Verordnung vom verstrichenden letzten Jahre sind sämtliche Ubterthanen, vom Kindesalter erwachsen, gedungen, seiner Durchlaucht dem Kurfürst zu Mainz, vor dessen Verwaltherren und Vogten in formularis die Eventual Erbhuldigungspflicht abzulegen. Und der Pflicht unterstehen folgende Unterthanen:

Namensverzeichnis s. Fortsetzung "Vorsorglich Treue gelobt

veröffentlicht in Jahrbuch Kreis Euskirchen 1993






                                      


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