Dienstag, 30. Juli 2013


Die ehemalige Erzgrube Hürnigskopf bei Plittersdorf


Die Grube "Hürnigskopf" liegt ca. 750 m nordwestlich Plittersdorf, etwa 250 m südöstlich
der gleichnamigen Höhe bei Hürnig auf dem Gebiet der Gemeinde Kirchsahr (vgl. Zink auf der TK 1:25000 Blatt 5407 Altenahr).
Sie war ein Teil des Bergwerks-oder Konzessionsfeldes Glückstal, dessen östliche Grenze der Sahrbach bildet und wurde am 05.01.1855 auf Kupfer, Zink, Eisenerz und Schwefelkies verliehen. Die Feldesgröße beträgt 2.614.334,5 Quadratlachter (1 Ql=4.378 m)und ist im Grundbuch der Stadt Rheinbach Band 1, Blatt 8, eingetragen.Flächenmäßig galt dieses Grubenfeld als eines der größten in der Eifel. Die ehemalige Erzgrube "Glückstal" liegt überwiegend in Nordrhein-Westfalen. Lediglich einer der Betriebspunkte, die Grube Hürnigskopf, befand sich teilweise auf dem Gebiet des Kreises Ahrweiler und daher im Zuständigkeitsbereich der heutigen rheinland-pfälzischen Bergbehörde. Die Erzlagerstätte des Bergwerkes ist im Bereich des Betriebspunktes Hürnigskopf  auf den 25 m-, 50 m-, 75 m-, 100 m-, 125,-150 m-, 175m- (Burgsahrstollensohle) 205 m-, und 230 m-Sohle abgebaut bzw. erschlossen worden (lt. Bergbehörde Rheinland-Pfalz in Koblenz,Az.  122XIII/129).



Die Förderung bestand in Hürnigskopf im Gegensatz zu den übrigen Betriebspunkten des Konzessionsfeldes Glückstal zumeist aus Zink bzw.Zinkblende(Sphalerit) und nur wenig Bleierz (Galenit). Im Gegensatz zu den Betriebspunkten Glückstal und Klappertshardt kamen hier Kupfererze und Schwerspat (Baryt) gar nicht vor. Dagegen fand man während des Abbaus des Paulaschachtes von der Grube Klappertshardt Zinkerz nur auf der 90 m-Sohle.

Erste Erwähnung findet das Erzvorkommen in den Schriften des kaiserlichen Mineningenieurs Calmelet ( 1809 ) während der napoleonischen Zeit,der von einem Bleierzgang am Hornigskopf berichtet,auf dem aber noch nie Bergbau betrieben worden sei.
Im Jahr 1917, also noch während des 1. Weltkrieges, fanden auf diesem Vorkommen etwa 50 m südöstlich der flachen Kuppe des Hürnigskopfes umfangreiche Untersuchungsarbeiten und Schürfversuche statt. Dabei wies man mittels Schürfgräben den Bleierz führenden Gang auf über 50 m nach. Etwa 80 m davon entfernt wurde außerdem ein derbes, 30 cm mächtiges Sphalerit- (Zinkblende)Mittel entdeckt, das ab 1927 den Anlass für einen großen Bergbaubetrieb gegeben hat (Rosenberger 1979).Die Mutungen gehen auf Carl Hürth (1877-1933) zurück (Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1984: Carl Hürth und der Bergbau im oberen Ahrtal von Heinrich Schaefer, S. 162).
Von diesem erwarb im Jahre 1920 die Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei - und Zinkfabrikation zu Stolberg, die auf die alte Metallurgische Gesellschaft zurückgeht das Grubenfeld einschließlich Hürnigskopf.sie nannte sich später Stolberger Zink AG.
Nach mehrjährigem Stillstand anlässlich der Ruhrbesetzung durch französische Truppen setze man 1927 die Arbeiten fort und eröffnete nahe dem Hürnigskopf den Schacht und erreichte  auf der 175m-Sohle den Burgsahrstollen. (Die alte Bleierzgrube Glückstal in der Mutscheid von Karl Leopold Kaufmann in "Die Eifel, 38, Jahrgang 1937). Infolge Erschöpfung des Erzvorkommens endete auf Hürnigskopf der Bergbau 1936.Im Januar 1937 nahmen elf Bergleute und zwei Angestellte der Belegschaft ihre Arbeit in Klappertshardt auf.

Für den Transport kippten die Arbeiter ausgesuchtes Stückerz auf Haufen und wog jeweils eine Menge von 50 Ztr.ab. Dieses Volumen brachten zweispännige Pferdefuhrwerke zum Verladebahnhof in Kreuzberg/Ahr. Bei einer Ladekapazität von 50 Ztr.mit 5 Fuhrwerken und 2 Fahrten täglich kann also von einer geschätzen Fördermenge von 500 Ztr. (25 t) pro Tag ausgegangen werden. In der Dissertation von Volker Reppke ist von einer Gesamtfördermenge von etwa 50.000 t die Rede( Georg-August-Universität zu Göttingen mit dem Thema: Variskische und postvariskische Buntmetallmineralsationen in der östlichen Eifel (linksrheinisches Schiefergebirge). Ein mineralogischer und bergbaubauhistorischer Überblick (1993).

Der Schacht war unterteilt in einen Förder-und einen Förderschacht.Das Sprengstoffmagazin befand sich Untertage auf der 100m-Sohle.In Abständen von 50 m bzw. z.T. auch nach 25 m verbanden Aufhaue die einzelnen Sohlen.Eine Pumpe war auf der 175 m/180 m-Sohle installiert.

Das Fundspektrum der ehemaligen, jetzt abgefahrenen Halde, reichte von neben in kleinen Spitzen auskristallisiertem Quarz und derbem Bleiglanz (Galenit) bis zu ebenfalls derbe und dunkelbraune Zinkblende (Sphalerit),letztere bisweilen in wenige Millimeter großen Kristallen als sog. Rubinblende. Auch Eisenspat (Siderit) mit bis zu 5 mm großen Kristallbildungen ist belegt.

derbes Zinkerz

Siderit mit Kristallgröße von 5 mm

Bleiglanzstufe, davon Einzelkristall mit Kantemlänge von 4 cm

dto. in Bildmitte

Bau der Stromleitungen für die Grube ob.halb Sahrbachtal

Bringen,Sortieren und Wiegen des Erzes auf Hürnigskopf

Arbeiter vor dem Holzförderturm
Holzförderturm mit Oldtimer
vor der Schmiede

Markscheider Heisig bei der Arbeit,neben ihm Obersteiger Langenbach
mit Tochter Elisabeth ( 175 m-Sohle)

Pumpe 180 m-Sohle

Im Jahr 1929

dto.

90 cm Erzwand der 175m-Sohle
von links: Elisabeth Langenbach, Hermann Langenbach,Josef Palmersheim,
Jakob Assenmacher, Johann Breuer 


auf der 175 m-Sohle  von links: Markscheider Heisig mit Messinstrument,
Hermann Langenbach,Elisabeth Langenbach, Josef Nolden

Bergleute vor Ort auf der175 m-Sohle
V.L.n.r.:Josef Nolden,Kirchsahr;Quirin Müller,Hummerzheim;
Unbekannt



Bergarbeiter vor dem Förderturm und Tagesanlage

Erztransport mit Pferdefuhrwerke

                                           Herr Martin Ginsterblum aus Hürnig mit Bleiglanzstufe

Ein einzigartiges Prachtexemplar von einer Bleiglanzstufe mit einer Kantenllänge eines Einzelkristalls von 4 cm im Besitz des letzen Bergmanns des Grubenfeldes, Herr Martin Ginsterblum, bezeugt den einstigen Erzreichtum dieser Gegend.

Die historischen Fotos über und untertage machte Frau Elisabeth Langenbach.

E.Fass

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